Bildgebende Verfahren - Ärzte gehen mit Vorurteilen an die Auswertung

Von Cornelia Scherpe
18. Oktober 2012

Viele Laien haben wohl schon einmal auf ein Röntgenbild geschaut und sich gefragt, was die Ärzte genau darauf sehen. Diese Frage ist womöglich berechtigter, als man bisher angenommen hat. Eine Studie mit 36 Patienten hat gezeigt, dass viele Ärzte nicht objektiv an eine Röntgenaufnahme und andere Aufnahmen von bildgebenden Verfahren herangehen, sondern ihr Vorwissen über den Patienten mit einfließen lassen. So kann es kommen, dass ein Arzt keinen Lungenkrebs auf einer Aufnahme erkennt, wenn er weiß, dass der Patient familiär nicht vorbelastet ist und nicht raucht.

Doch gerade bei Lungenkrebs hat sich gezeigt, dass immer mehr Menschen an einem solchen Karzinom erkranken und das durchaus auch, wenn ihr Lebenstil völlig risikofrei ist. In den USA haben 17,5 Prozent der Patienten noch nie eine Zigarette in der Hand gehabt und erkrankten doch. Forscher glauben daher, dass bei vielen Betroffenen die Chancen deutlich besser stehen würden, wenn die behandelten Ärzte ohne Vorurteile an Röntgenbilder und co. herangehen würden.

Frühe Diagnosen könnten so manchem Patienten das Leben retten. Zumal es Forschungen zufolge einen Unterschied zwischen dem Lungenkrebs von Rauchern und dem von Nichtrauchern zu geben scheint. In den USA kam bei einer Erhebung heraus, dass Menschen der zweiten Gruppe oft doppelt so lange überleben. Ihr Krebs scheint weniger aggressiv zu sein und besser auf Medikamente zu reagieren. Auch dieser Gedanke sollte Ärzte anspornen, Krebs bei Nichtrauchern besser zu diagnostizieren.