Neue Immuntherapie gegen Lungenkrebs schlägt an

Die Abwehrkräfte sollen so aufgebaut werden, dass sie sich selbst effektiv gegen die feindlichen Zellen richten können

Von Cornelia Scherpe
10. Juni 2016

Jedes Jahr bekommen weltweit zwei Millionen Menschen die Diagnose Lungenkrebs. Schaut man nur auf Deutschland, sind es 50.000 Neudiagnosen pro Jahr. Leider gehört diese häufige Krebsart auch zu den tödlichsten Formen. 1,6 Millionen versterben jährlich weltweit, davon 44.000 in Deutschland.

Das Problem der Medizin ist, dass man Lungenkrebs nur solange operativ entfernen kann, wie er wenig Gewebe befallen hat. Hat er sich zum Zeitpunkt der Diagnose schon zu weit ausgebreitet, kann eine Operation wenig nützen, denn der Patient benötigt ausreichend Lungengewebe zum Atmen. Alternativ wird daher eine Chemotherapie begonnen, um die Krebszellen abzutöten. Viele Patienten bekommen damit Zeit geschenkt, doch der Krebs behält am Ende die Oberhand.

Unterstützung der Immunabwehr

Seit einigen Jahren ist man in der Onkologie dazu übergegangen, mit der Immuntherapie zu arbeiten. Die grundlegende Idee dahinter: Der Krebs wird indirekt bekämpft, indem nicht die bösartigen Zellen im Zentrum stehen, sondern das Immunsystem des Patienten. Die Abwehrkräfte bekämpfen beim gesunden Menschen alle bösartig mutierten Zellen und verhindern so Krebs.

Sobald jedoch Krebszellen einen Weg finden, dass Immunsystem "auszutricksen", gewinnen sie die Oberhand. Die Abwehrkräfte sollen unter der Immuntherapie so aufgebaut werden, dass sie sich selbst effektiv gegen die feindlichen Zellen richten können.

Vorteile der Immuntherapie

Der neue Wirkstoff, ein Antikörper namens Atezolizumab, wurde bei 297 Patienten getestet, wobei die Hälfte als Kontrollgruppe eine normale Chemotherapie erhielt. Das Ziel des Antikörpers ist es, ein Tumorsignal abzuschirmen. Wird dieses unterbrochen, kann das Immunsystem gegen die bösartigen Zellen vorgehen.

Durch die Immuntherapie sank die Sterberate um 24 Prozent. Im Test zeigte sich, dass der Antikörper bei 68 Prozent der Patienten direkt in den Krebszellen nachweisbar war. Teilweise kam er allerdings nur bei einem Prozent der bösartigen Zellen vor, was offenbar noch nicht zur Senkung der Sterberate ausreichte.

Die Verträglichkeit war insgesamt gut. Nur elf Prozent der Patienten erlitten schwere Nebenwirkungen, während es in der Chemotherapie-Gruppe 38 Prozent waren. Auch das spricht für einen Einsatz der neuen Therapie.