Blei in Autoabgasen minderte die Intelligenz von Kindern der 70er und 80er Jahre
Langzeitfolgen von Tetraethylblei - Geringerer IQ bei Bleibelastung im Blut
Lange Zeit war es üblich, dem Benzin beim Tanken das so genannte Tetraethylblei beizumischen. Das Blei sollte den Motor schonen und damit die Laufzeit des Wagens erhöhen. Mit den Jahren wurde klar, dass eine nicht geringe Bleikonzentration über die Abgase in die Luft gelangt und der Umwelt schadet.
Da die Partikel sehr klein sind, können sie eingeatmet werden und belasten Mensch und Tier. Welche Langzeitfolgen das Nervengift für den Menschen hat, zeigt nun eine Studie, die 1972 in Neuseeland begonnen wurde. Damals bat man rund 1.000 Eltern, ihre Kinder für die Erhebung regelmäßig untersuchen zu lassen. Auf diese Weise sammelte man Gesundheitsdaten der damals Heranwachsenden.
Als die Kinder elf Jahre alt waren, durften die Forscher bei 565 von ihnen eine Blutprobe analysieren. Die Ärzte interessierten sich vor allem für den Bleigehalt im Blut.
Über die weiteren Jahrzehnte erfolgten neue Untersuchungen und IQ-Tests. Die letzte Messung der Intelligenz nahm man 2012 vor als die Probanden circa 38 Jahre alt waren.
Ein irreversibler Schaden
Tatsächlich zeigte sich eine verminderte Intelligenz, wenn die Teilnehmer im Alter von elf Jahren eine hohe Bleibelastung im Blut gehabt hatten. Wer über dem (damals gültigen) Grenzwert von zehn µg Blei pro Deziliter gelegen hatte, dessen IQ war im Schnitt 4,25 Punkte niedriger als der von Kindern ohne Bleibelastung.
Das ist vor allen Dingen deswegen interessant, da nach dem Ende des bleiversetzten Benzins die Umweltbelastung abnahm. Doch der einmal beim Kind angerichtete Schaden wird offenbar auch im Erwachsenenalter nicht mehr ausgeglichen. Das sah man auch im Alltag, denn die Betroffenen hatten insgesamt einen schlechteren beruflichen Stand.
Die Forscher fanden einen klaren Zusammenhang zwischen der Menge des Bleis und dem sozialen Status. Dieser wird über ein 90-Punkte-System (genannt "NZSEI-06") objektiv gemessen. Jeder Bleianstieg um fünf µg/dl kostete einen Betroffenen 1,79 Punkte auf dieser Skala.
Inzwischen wurde der offizielle Grenzwert für die Bleibelastung der Luft von zehn µg/dl auf fünf µg/dl gesenkt. Über diesem Wert lagen 1972 94 Prozent der untersuchten Kinder.