Bleibende Ängste - Forscher finden den biologischen Grund

Von Cornelia Scherpe
18. Juli 2012

Jeder Mensch geht anders mit unschönen Situationen um. Während die einen auch schwere Traumata mit der Zeit überwinden, entwickeln sich bei anderen Dauerängste. Forscher aus Deutschland konnten nun auf biologischer Ebene aufzeigen, was diese Menschen voneinander unterscheidet.

Schlüsselfunktion haben dabei die Dynorphine. Das sind Substanzen im Gehirn, die als natürliche Opioide dienen. Anders ausgedrückt: es sind vom Körper selbst hergestellte Schmerzmittel. Diese werden offenbar nicht nur bei physischen Schmerzen produziert, sondern auch bei emotionalen Ausnahmesituationen. Werden bei einem Menschen zu wenige Dynorphine ausgeschüttet, so kann die aufkommende Angst nicht mehr abklingen und es entwickeln sich Phobien und Traumata.

Das man zunächst nach Überfällen oder Gewalttaten Angst hat, ist eine normale Reaktion. Der Körper schützt sich so, man versucht die Gefahr zu meiden und flieht oder kämpft. Doch mit der Zeit werden dann Dynorphine ausgeschüttet und das Gehirn beruhigt sich wieder.

Im Experiment mit Mäusen zeigten die Forscher, wie extrem wichtig diese Balance ist. Als sie bei Mäusen das Gen zur Herstellung der Dynorphine deaktivierten, lebten die Tiere in einer Dauerangst. Ihre Ängste blieben bestehen und machten sie hyperaktiv und extrem sensibel. Die Wissenschaftler glauben, dass dieses Modell problemlos auf den Menschen übertragen werden kann. Sie sehen daher in ihrer Erkenntnis auch den ersten Schritt zu einer neuen Therapie für Betroffene. Wer an Traumata und schweren Angststörungen leidet, könnte eventuell durch eine Behandlung mit Dynorphinen von seiner seelischen Qual befreit werden.