Blinder kann mit Retina-Implantat die Blindenschrift mit den Augen erkennen

Von Cornelia Scherpe
26. November 2012

In Frankreich erhielt ein erblindeter Patient nun dank eines Retina-Implantats teilweise sein Augenlicht zurück. Der Mann hatte eine Retinitis pigmentosa, die bei ihm zur kompletten Erblindung geführt hatte. Ihm wurde nun eine besondere Neuro-Prothese eingesetzt, die "Argus II" genannt wird. In einer OP wurde diese direkt auf die durch die Krankheit unnütze Retina gesetzt.

Das Implantat besitzt insgesamt 60 Elektroden, die je nach Reiz verschiedene Elektroimpulse abgeben. Diese Impulse werden von der Netzhaut aufgenommen und entsprechend ans Gehirn weitergeleitet. Der Patient muss eine Spezialbrille tragen, die eine Videokamera enthält und so Bilder aus der Umgebung aufnimmt. Drahtlos werden diese Bilder weitergeleitet und kommen mit einer 60-Pixel-Auflösung bei der Prothese an. Dies erlaubt zwar nur eine minimale Sehkraft, doch es reichte bei dem Patienten, damit er die Blindenschrift nicht mehr mit den Fingern ertasten, sondern durch die Prothese sehen konnte.

Die einzelnen Punkte benötigen nur sechs Pixel. So konnte er Wörter aus zwei einzelnen Buchstaben mit einer Sicherheit von 80 Prozent sehen. Bei Wörtern mit drei Buchstaben lag die Sicherheit immerhin noch bei 60 Prozent. Bei vier Buchstaben stand sie bei 70 Prozent.

Die Hersteller der Prothese und die Ärzte werten das als großen Erfolg und sie gehen davon aus, dass mit entsprechender Reha der Patient seine Quote noch verbessern kann. Immerhin muss das Gehirn sich erst an die neuen Reize und deren korrekte Interpretation gewöhnen.