Cem Yazirlioglu - Der kleine Riese an der Pfeife

Über den Beruf, die Vorbilder und die Ziele des kleinsten Schiedsrichters Deutschlands

Von Ingo Krüger
7. Januar 2011

Beim Anpfiff ist Schluss mit lustig. In den kommenden 90 Minuten entscheidet allein Cem Yazirlioglu darüber, was erlaubt ist und was nicht. Und die 22 Mann auf dem grünen Rasen müssen gehorchen. Ansonsten dürfen sie mit einer Gelben oder sogar Roten Karte rechnen. Fußball-Schiedsrichter zu sein, ist kein einfacher Job. Doch Yazirlioglu erledigt ihn glänzend. Trotz seiner Körpergröße von lediglich 1,38 Metern.

Der 22-jährige Berliner ist Deutschlands kleinster Schiedsrichter. Gewöhnlich leitet er Spiele in der Kreisliga - alleine, ohne Assistenten. Doch Yazirlioglu verliert nicht den Überblick und versteht es, sich durchzusetzen. "Klar werde ich mal dumm angeguckt oder es kommt auch mal ein doofer Spruch, aber ich bin noch nie beleidigt worden", erzählt der Berliner, "vor allem die Spieler respektieren mich."

Hypochondroplasie, das Ende des aktiven Fußballspiels

Hypochondroplasie, auf deutsch Kleinwuchs, heißt die Erkrankung, an der Yazirlioglu leidet. Rund 100.000 Deutsche haben sie. Geerbt hat er sie von seinem Vater. Die Krankheit beendete auch seine Karriere als aktiver Fußballer.

In der B-Jugend war für ihn Schluss mit der Balltreterei: "Ich habe meinen Stammplatz verloren, habe gemerkt, dass ich mit den anderen körperlich nicht mehr mithalten kann." Um seinem geliebten Sport nicht endgültig abschwören zu müssen, wendet sich Yazirlioglu der Schiedsrichterei zu.

Als Pfeifenmann ist ihm nichts mehr fremd. Doch er weiß sich zu behaupten: "Wenn es sein muss, dann greife ich hart durch." Auch Schiedsrichteransetzer Jens Dassow ist von dem 22-Jährigen begeistert: "Cem hat keine Probleme, auf dem Platz seine Autorität zu wahren. Er wird von allen akzeptiert. Es ist schon erstaunlich, wie gut er das hinbekommt."

Yazirlioglus Tricks, um sich Respekt zu verschaffen

Um sich unter den "Langen" Respekt zu verschaffen, hat sich Yazirlioglu einige Tricks ausgedacht. So kontrolliert er vor jedem Spiel, ob die Kicker auch die richtigen Schuhe tragen. Dabei macht er Witze über die Ausmaße der Füße einiger Spieler.

Er selbst hat Schuhgröße 37. "Spüren die Spieler, dass ich eine klare Linie habe, denken sie nicht mehr darüber nach, ob ich nun groß oder klein bin", sagt er.

Sein Vorbild ist FIFA-Schiedsrichter Manuel Gräfe, der ebenfalls aus Berlin stammt. Gräfe leitet eine Lehrgemeinschaft, an der auch Cem Yazirlioglu teilnimmt. "Von ihm kann ich viel lernen", schwärmt er von dem bundesligaerfahrenen Referee. Gräfe gibt das Lob gerne zurück: "Cem ist eine sehr positive Erscheinung im Schiedsrichterwesen."

Einmal in der Regionalliga zu pfeifen, ist das Ziel des 22-Jährigen. Manuel Gräfe ist sich sicher, dass Yazirlioglu es erreichen kann: "Der Junge geht seinen Weg."