Computer kennen Menschen dank Facebook besser als Freunde oder Familie

Mit Hilfe eines selbst entwickelten Algorithmus', erstellen Forscher genaue Persönlichkeitsprofile

Von Ingo Krüger
14. Januar 2015

Facebook und Computer kennen Menschen anscheinend besser, als es Verwandte, Freunde oder gar der eigene Partner. Das ist das Ergebnis einer Studie von Wissenschaftlern der Universität Cambridge.

Persönlichkeitsprofile nach Algorithmus

Ihnen ist es mit Hilfe eines selbst entwickelten Algorithmus gelungen, genaue Persönlichkeitsprofile von Facebook-Nutzern zu erstellen. Sie verwendeten dabei lediglich die "Gefällt mir"-Angaben der Mitglieder in dem sozialen Netzwerk.

Dabei orientierten sie sich an dem Fünf-Faktoren-Modell der Persönlichkeitspsychologie, mit dem sich die Persönlichkeit jedes Menschen einordnen lässt:

  • Neurotizismus (emotionale Labilität)
  • Extraversion
  • Offenheit für Erfahrungen
  • Gewissenhaftigkeit und
  • Verträglichkeit.

Genauer als der Ehepartner?

Bereits zehn "Gefällt mir" genügten dem Computerprogramm, um die Persönlichkeit einer Person exakter zu bestimmen als ein Arbeitskollege. Mit 70 "Gefällt mir"- Angaben war der Algorithmus schon besser informiert als Freunde oder Mitbewohner, mit 150 "Likes" übertrumpfte er sogar Eltern oder Geschwister.

Mit 300 "Gefällt mir"-Angaben war es dem Algorithmus letztlich möglich, die Persönlichkeit eines Facebook-Mitglieds besser einzuschätzen, als dies dem Ehepartner möglich war. Der durchschnittliche Facebook-Nutzer hat rund 227 "Gefällt mir"-Angaben getätigt. Diese Zahl nimmt stetig zu.

Mensch als offenes Buch

Die Wissenschaftler glauben, dass ihr Algorithmus Menschen helfen kann, eigene Anschauungen und Urteile mit dieser Art von Datenanalyse bei wichtigen Lebensentscheidungen als Hilfe zu nutzen, etwa bei der Wahl von

  • Aktivitäten
  • der Karriere oder
  • eines Partners.

Sie sehen aber auch die Gefahr, dass Maschinen unsere Gewohnheiten eines Tages im großen Maßstab wie ein "offenes Buch" lesen könnten.