Cu vi parolas Esperanto? Die Kunstsprache Esperanto wird 125

Von Nicole Freialdenhoven
30. Juli 2012

Die Idee schien 1887 bahnbrechend und richtig: Der polnische Arzt Ludwik Zamenhof hatte in mehrjähriger Tüftelei eine künstliche Sprache entwickelt, die er Esperanto nannte und die der Völkerverständigung dienen sollte. Fremdsprachenkenntnisse waren damals nämlich nur selten vorhanden und selbst in seiner Heimatstadt Bialystock leben Deutsche, Polen und Russen nebeneinander her, die nicht miteinander kommunizieren konnten.

Für die Kunstsprache Esperanto zimmerte Zamenhof einen Sprachschatz, der sich aus romanischen, germanischen, russischen und polnischen Wörtnern zusammensetzte, garniert mit etwas Latein und Griechisch. Die Grammatik sollte möglichst einfach sein. Besonders erfolgreich wurde Esperanto jedoch nie: Heute sprechen etwa 500.000 Menschen diese künstliche Sprache - weltweit. Stattdessen hat sich Englisch längst als "lingua franca" der Welt durchgesetzt und wird von Feuerland bis Tokio verstanden.

Esperanto-Verfechter sehen darin jedoch einen Kulturimperialismus der englischsprachigen Welt - zudem Muttersprachler immer im Vorteil seien. Beim Esperanto dagegen fängt im Grunde jeder bei Null an. Doch gerade dies halten andere wiederum für elitär: Wer hat schon die Zeit sich mit einer kaum gesprochenen Kunstsprache zu beschäftigen, wenn Fremdsprachenkenntnisse wie Englisch viel wichtiger sind? Immerhin können sich die Esperanto-Sprecher heute über das Internet viel besser vernetzen und miteinander reden als zu Lebzeiten ihres Erfinders.