Delirien nach einer Operation haben oft unerwartete Nachwirkungen

Von Cornelia Scherpe
10. Juli 2012

Verwirrtheitszustände (Delirien) treten nicht nur während eines Entzuges oder durch eine Kopfverletzung auf, sie können auch die Folge einer Operation mit Vollnarkose sein. Auch wenn betroffene Patienten sich in der Regel recht schnell von diesen Zuständen erholen, haben die Delirien oft echte Nachwirkungen, wie Forscher nun in einer Studie belegen konnten.

Demnach kommt es besonders häufig nach Operationen am Herzen zu solchen postoperativen Problemen. Patienten ab einem Alter von 60 Jahren haben ein Risiko von immerhin 50 Prozent; es ist also jeder zweite nach einer Bypass-OP oder nach einer Herzklappen-OP davon betroffen. Fast alle Patienten überwinden diesen Zustand aber innerhalb von wenigen Tagen, weshalb man die Delirien gern als "Durchgangs­syndrom" bezeichnet. Doch die Studie zeigte klar, dass auch nach dem Verschwinden der offensichtlichen Verwirrtheit das Gehirn weiterhin leidet.

Genaue Werte ermittelten die Forscher, indem sie den Test MMSE ("Mini-Mental State Examination ") anwendeten. Dies ist der Standardtest, um die kognitiven Probleme bei Patienten zu ermitteln. Dabei zeigte sich klar, dass am zweiten Tag nach einer Op am Herzen alle Menschen ohne Verwirrtheitszustände nur 2,1 Punkt schlechter waren als in ihrem Test vor der OP. Patienten mit Delir hatten sich dagegen um ganze 7,7 Punkte verschlechtert. Nach einem Monat, als alle Delirien offenbar schon vorbei waren, erreichten die gesunden Patienten wieder ihre Testergebnisse von vor dem Eingriff, die ehemaligen Delir-Patienten zeigten im Schnitt aber noch immer ein Defizit von 3,3 Punkten. Die Werte glichen sich nur langsam an. Manche Patienten benötigten bis zu einem Jahr, bis ihre kognitive Leistung wieder völlig normal war.