Dem Penicillin sei Dank : Freie Liebe schon in den 50ern

Die große Freizügigkeit in Europa und Nordamerika begann nicht erst mit der Antibabypille

Von Nicole Freialdenhoven
1. Februar 2013

Von wegen "Summer of Love": Die Geschichte der sexuellen Revolution im Westen muss neu geschrieben werden, wenn es nach dem amerikanischen Ökonomen Andrew Francis geht. Seiner neuen Studie zufolge begann die große Freizügigkeit in Europa und Nordamerika nicht erst mit der Antibabypille in den 60er Jahren sondern schon eine Dekade früher: Da hatte der Schotte Alexander Fleming gerade das Penicillin entdeckt und damit auch endlich ein Heilmittel gegen die Syphilis.

Penicillin im Kampf gegen Syphilis

Was AIDS/HIV in den 80er Jahren war, war Ende der 30er die Syphilis: Eine sexuell übertragene Epidemie, der die Menschen hilflos gegenüber standen. Allein 1939 starben in den USA 20.000 Menschen an der Geschlechtskrankheit. Dies beunruhigte vor allem das Militär, das um die Kampfkraft amerikanischer Soldaten im 2.Weltkrieg fürchtete und so die Entwicklung neuer Therapien vorantrieb. Dank des gerade erst entdeckten Penicillins konnte die Zahl der Syphilis-Fälle bis 1957 um 95 Prozent gesenkt werden.

Indikatoren der sexuellen Revolution

Kaum war die Angst vor Syphilis gebannt, stieg auch die sexuelle Freizügigkeit an, so Francis in seiner Studie: Statistiken zeigten, dass in den 50er Jahren die Zahl der minderjährigen Mütter und außerehelich geborenen Kinder deutlich angestiegen war. Auch die Zahl der Tripper-Erkrankungen, einer anderen Geschlechtskrankheit, stieg in dieser Zeit stark an. Allesamt Indikatoren, so der Forscher, dass die sexuelle Revolution bereits in dieser Dekade begonnen hatte.