Depersonalisation, eine weit verbreitete und doch unbekannte psychische Erkrankung

Von Melanie Ruch
27. September 2012

Es gibt Menschen, die sich selbst und ihre Umwelt nicht mehr als real wahrnehmen können. Ihr Körper, ihre Stimme und ihr Handeln erscheinen ihnen als unwirklich, fast so wie in einem Traum. Die Umwelt erscheint plötzlich neu und fremd. Experten nennen diesen geistigen Zustand Depersonalisation beziehungsweise Derealisation.

Rund 70% der deutschen Bevölkerung machen mindestens einmal in ihrem Leben die Erfahrung einer diskreten Depersonalisation. 0,8% leiden unter einer schweren Form dieser Wahrnehmungsstörung. Obwohl die Depersonalisation relativ gut erforscht und schon lange bekannt ist, wird eine entsprechende Diagnose nur bei 0,007% der erkrankten Bevölkerung gestellt.

Da man den Betroffenen diese Störung nicht gleich ansehen kann, verwechseln Psychologen die Symptome oft mit denen einer Schizophrenie oder eines psychotischen Erlebens und verschreiben Medikamente, die nicht helfen oder die die Symptome sogar noch verschlimmern. Die Symptome gehen oft mit Angstzuständen oder starken Panikattacken einher. Betroffene befürchten allmählich verrückt zu werden, weshalb die meisten sich auch nicht in der Lage sehen einem normalen, stressigen Job nachgehen zu können.

In den meisten Fällen tritt eine Depersonalisation oder Derealisation nach einer körperlichen Erkrankung, einem Angstanfall oder aber nach Drogenkonsum auf.