Depressionen bei Jugendlichen: Risiko steigt durch langes Sitzen

Schon leichte Bewegung kann das Depressionsrisiko bei jungen Menschen senken

Von Cornelia Scherpe
4. März 2020

In der Psychologie gilt Bewegung schon lange als eine gute Möglichkeit, die Stimmung aufzuhellen. Bei leichten bis mittelschweren Depressionen wird körperliche Aktivität, im Idealfall im Sportverein mit anderen Menschen, als Therapie empfohlen. Nun hat eine Studie ermittelt, dass wenig Bewegung im Umkehrschluss auch das Risiko für eine Depression in jungen Jahren erhöhen kann. Jugendliche erkrankten bei langen Sitzzeiten am Tag häufiger als Gleichaltrige mit mehr Bewegung.

15.000 Jungen und Mädchen waren in London Teil einer Kohorte und wurden seit der Schwangerschaft ihrer Mütter durchs Leben begleitet. Mit zwölf und 14 sowie 16 Jahren bekamen sie zwischenzeitlich einen Akzelerometer, der tagsüber die Bewegung aufzeichnete. So entstanden drei Gruppen: geringe, mittlere und hohe Aktivität.

Bei immerhin noch 4.257 Teilnehmern konnten die Forscher nach dem 18. Geburtstag ein Interview gemeinsam mit einem Psychiater führen. So wurde der mentale Zustand der jungen Erwachsenen erhoben. Wurde eine Depression festgestellt, konnte diese direkt mit einem Score-Wert versehen werden. Danach sahen die Forscher sich an, ob das Depressionsrisiko mit der Bewegungsfreudigkeit in jüngeren Jahren zusammenhing. Dies bestätigte sich.

Je mehr die Kinder sitzend ihren Tag verbrachten, desto mehr wuchs die Gefahr für Depressionen. Während die Zwölfjährigen noch durchschnittlich fünf Stunden und 26 Minuten am Tag aktiv waren und nur sieben Stunden und zehn Minuten saßen, sank die Bewegungsdauer der älteren Jugendlichen auf vier Stunden und fünf Minuten ab und sie saßen im Schnitt bereits acht Stunden und 43 Minuten. Mit jeder Stunde Sitzen stieg das Risiko für eine Depression um 11,1 Prozent. Hingegen konnte jede Stunde mit bereits leichter Bewegung die Gefahr um 9,6 Prozent senken.

Demnach ist es nicht notwendig, intensiven Sport in der Kindheit zu betreiben, doch ein wenig Toben, Radfahren, zur Schule gehen statt fahren etc. sollte es nach Möglichkeit sein.