Der Kinderschnupfen RSV ist gefährlicher als gedacht - als Spätfolge entwickeln sich Lerndefizite

Von Cornelia Scherpe
16. Mai 2013

Hinter der Abkürzung RSV verbirgt sich der Respiratorische Synzytial-Virus. Dabei handelt es sich um einen Virus, mit dem fast jeder Mensch schon einmal in Berührung gekommen ist. Bereits im ersten Lebensjahr trifft es circa 70 Prozent aller Säuglinge. Bis das zweite Lebensjahr abgeschlossen ist, sind es sogar weit über 90 Prozent. In den meisten Fällen äußert sich die Krankheit als normaler Kinderschnupfen. Nur in wenigen Fällen gibt es schwerwiegende Verläufe bis zum Tod. Forscher konnten nun im Experiment mit Mäusen zeigen, warum der Virus in jedem Fall eine bedenkliche Spätfolge hat.

In der Studie infizierte man eine Gruppe von Mäusen mit RSV und hielt parallel eine gesunde Kontrollgruppe. Im Abstand von 24 Stunden wurde den kranken Tieren Blut entnommen. Zudem untersuchte man jeden Tag etwas Gewebe aus Nase, Lunge und Hirn, um die Verbreitung des Virus zu verfolgen. Das Ergebnis: nach nur 24 Stunden war die Nase hochgradig infiziert und nach 72 Stunden hatte der Virus bereits das Hirn erreicht. Nach maximal einer Woche konnte man RSV im Stammhirn der Mäuse nachweisen. Dies erklärt zum ersten Mal, warum manche Kinder unter dem Virus einen Atemstillstand erleiden: Ist der Erreger stärker als das Immunsystem, kommt er bis ins Gehirn und kann dort im Stammhirn schwere Schäden anrichten.

Doch auch wenn die Mäuse schnell wieder gesund wurden, waren sie auf Dauer verändert. Dies erkannten die Forscher, als die Tiere in Tests gegen die gesunde Kontrollgruppe antreten sollten. Stets schnitt die Virus-Gruppe deutlich schlechter ab, was darauf hindeutet, dass der harmlose Schnupfen bei ihnen einen andauernden Schaden im Gehirn angerichtet hat. Daher sollte, so die Forscher, schnell ein Impfstoff gegen RSV entwickelt werden.