Der Mensch - Gewohnheitstier durch und durch

Von Cornelia Scherpe
13. April 2012

Wir alle sind Gewohnheitstiere und das oft ohne es zu wissen. Doch bei den meisten beginnt bereits der Morgen mit festen Ritualen. Das Frühstücksei steht links, der Brotaufstrich rechts. Der Apfel liegt immer an der selben Stelle, genauso wie die Wurst. Unbewusst decken wir den Frühstückstisch immer auf die gleiche Art und Weise. Diese unbewussten Muster erleichtern es dem Menschen, sich im Alltag zurecht zu finden und das ist von der Natur durchaus auch so gewollt.

Indem wir häufige Arbeiten immer gleich durchführen, haben wir mehr Hirnkapazität für ungewohnte Arbeiten und Denkprozesse frei. Die fertigen Muster für Schuhebinden und co. laufen mehr oder weniger im Hintergrund ab. Hier liegt zum Beispiel auch die Gefahr, beim täglichen Autoweg zur Arbeit einen Unfall zu haben. Ist dort plötzlich eine Baustelle, die jahrelang nicht vorhanden war, reagiert das Gehirn dies eventuell zu langsam, da es auf das gewohnte Muster eingestellt war.

Neurologen haben entdeckt, dass man diese Gewohnheitshandlungen im Hirn ablesen kann. Ist etwas vergleichsweise neu und erfordert unsere direkte Aufmerksamkeit, arbeitet vor allen Dingen das Großhirn. Wiederholt sich jedoch etwas immer und immer wieder, verlagert sich die Aktivität mehr ins Kleinhirn und am Ende in die Basalganglien. Das ist eine Gruppe von Nervenzellen, die für automatische Handlungen zuständig sind, wie etwa das Aufhängen der Jacke, nachdem man zuhause angekommen ist. Sie steuern am Tage 90 Prozent aller Gewohnheitshandlungen und überlassen es dem Großhirn, Probleme im Büro oder der Schule zu lösen.