Der Mensch sucht instinktiv den Augenkontakt - auch bei Fantasiefiguren

Von Cornelia Scherpe
7. November 2012

Wenn wir mit einem Gegenüber sprechen, so ist es der Normalfall, der betreffenden Person in die Augen zu sehen. Auch beim einfachen Spazieren durch die Stadt neigt der Mensch dazu, bei Passanten in Augenhöhe zu blicken.

Forscher haben nun herausgefunden, dass dies kein Zufall ist, sondern ein offenbar in jedem Menschen angelegter Reflex. Wir wollen sogar dann in die Augen eines anderen sehen, wenn dieser eine Fantasiefigur ist und gar keine hat. Wie weit dieser Instinkt geht, testeten die Forscher mit der Hilfe von Probanden.

Diesen wurden Bilder gezeigt, auf denen entweder Menschen oder diverse Monster zu sehen waren. Personen und zumindest menschenähnliche Figuren hatten die Augen im Gesicht, doch einige Monster hatten ihre an den Armen. Man ermittelte nun, wie genau die Teilnehmer jedes Bild mit den Augen abgingen und wo die Augenbewegung kurz zum Stillstand kam. Bei jedem Durchlauf blickten die Testpersonen zunächst in die Bildmitte. Das ist eine normale Reaktion, um einen schnellen Gesamteindruck zu bekommen. Danach aber wanderte jeder Blick zu den Augen und dies auch dann, wenn sie an den Armen waren. Dies macht deutlich, dass wir nicht das Gesicht eines Gegenüber zuerst betrachten wollen, sondern seine Augen und dies tun wir unabhängig davon, wo die Augen sich befinden. So tritt man am schnellsten mit jemanden in eine Interaktion ein und erfährt nonverbale Informationen.

Die Erkenntnisse könnten auch einen medizinischen Nutzen finden. Es ist bekannt, dass Menschen mit einer autistischen Störung den Blickkontakt zu anderen vermeiden. Demnach ist bei ihnen genau dieser Instinkt gestört.