Der Montmartre von Kiew: Das Künstlerviertel Andreassteig ist bedroht

Von Nicole Freialdenhoven
8. Juni 2012

Malerisch zieht sich der Andreassteig vom Ufer des Dnjepr den Hügel hinauf zur Oberstadt von Kiew: Eine Lage, die seit vielen Jahren Künstler anzieht, die tagsüber die Aussicht malen und ihre Werke an Touristen feilbieten. Auch Liebespaare kommen gerne zum abendlichen Bummel durch das romantische Viertel, das deswegen auch als Montmartre von Kiew bekannt ist.

Benannt wurde der Andreassteig nach dem Apostel Andreas, der vor 2000 Jahren angeblich an dieser Stelle vom Dnjepr aus den Hügel hochkletterte und das Entstehen einer großen Stadt voraussagte. Später versammelten sich die Hexen angeblich zum Tanz in der Walpurigsnacht. Realer ist dagegen die jüngere Geschichte des Andreassteigs, der im späten 19.Jahrhundert zum Rotlichtviertel wurde, in dem der berühmte russische Autor Michail Bulgakov 1891 zur Welt kam.

Die Idylle des historischen Andreassteigs ist jedoch bedroht: Immer mehr alte Gebäude werden abgerissen um modernen Bürobauten und Hotels Platz zu machen. Wenn sich Hausbesitzer weigern, ihre Altbauten zu verlassen, helfen schon einmal Schlägertrupps bei der Räumung nach. Die Einwohner sind machtlos: Hinter den Neubauprojekten steht der Milliardär Rinat Achmetow aus Donezk, der die von ihm unterstützte korrupte Regierung in der Tasche hat.