Der Triumph der bärtigen Frau - Conchita Wurst gewinnt den ESC 2014

Von Anna Miller
13. Mai 2014

Der eine oder andere Fernsehzuschauer mag sich am Samstag Abend wohl erst einmal verwundert die Augen gerieben haben, als der österreichische Beitrag beim ESC über den Bildschirm flimmerte. Eine Frau mit einem doch recht stark ausgeprägten Bart - wie bitte ist das zu Verstehen?

Was den Einen noch verwunderte, war für den Anderen bereits schon klar. Bei der Gesangsdarbietung aus Österreich handelte es sich nicht um eine Dame mit einem echt haarigen Problem, sondern um die Dragqueen Conchita Wurst, die mit ihrem Song nicht nur Europa begeistern, sondern mit ihrem Aussehen auch ein politisches Zeichen setzen wollte. Und dies ist auf ganzer Ebene gelungen.

Denn Conchita Wurst, die mit bürgerlichem Namen Tom Neuwirth heißt, hat sich mit ihrem Beitrag zum ESC die Gesangskrone überreichen lassen. Ob nun nur aufgrund der gesanglichen Darbietung oder auch, weil einige osteuropäische Provinzpolitiker schlechte Worte in ihre Richtung formuliert haben, sei einmal dahingestellt: Wichtig ist, dass Europa einem guten Song und einer Künstlerin eine Chance gegeben hat, die es unter anderen Umständen so vielleicht nicht gegeben hätte.

Platz zwei bei dem Gesangswettbewerb ging an die Niederlande, Platz drei konnte sich Schweden sichern. Ein Ergebnis, welches mit Sicherheit nur am Rande von vielen Zuschauern wahrgenommen wurde, da die "Dame mit Vollbart" die gesamte Veranstaltung überstrahlte und den anderen Bands und Künstlern so die Show stahl.

Vom Z-Promi zum Superstar

Dabei gibt es die Kunstfigur Conchita Wurst erst seit drei Jahren. Hier in Deutschland kannte man sie vorher höchstens aus dem Trash-Format "Wild Girls - Auf High Heels durch Afrika", in dem sie mit anderen Z-Promis in Afrika für einiges Aufsehen sorgte.

Dass die Dame mit dem üppigen Bart aber durchaus auch gesangliche Qualitäten hat, die nun sogar zu einem Sieg beim ESC 2014 gereicht haben - dies konnte zum damaligen Zeitpunkt nun wirklich noch niemand wissen.

Vom Underdog zum Publikumsliebling - diesen Weg hat Conchita Wurst in Windeseile beschritten. Möge ihr die Popularität dabei helfen, mehr Verständnis für Menschen mit anderen Lebensweisen in die Welt hinaus zu tragen und kleinkariert denkenden Menschen aufzuzeigen, dass Anders sein nicht immer etwas schlimmes ist.