Diabetes sinnvoll behandeln: Der Blutzucker sollte nicht immer gesenkt werden

Von Cornelia Scherpe
8. Januar 2014

Es gibt nicht nur verschiedene Formen von Diabetes, auch innerhalb der einzelnen Subformen kann es sehr unterschiedliche Verläufe der Krankheit geben. Bereits seit einigen Jahren machen sich Diabetologen daher für die Individual-Therapie eines jeden Patienten stark. Da jeder Mensch eine ganz eigene Vorgeschichte hat, eine individuelle Situation und andere Begleiterkrankungen, sollte nie eine 0815-Therapie begonnen werden.

Noch nicht überall neue Einsichten zum HbA1c-Wert

Es gibt jedoch viele Patienten und auch Ärzte, die noch nicht auf diesem Stand sind. Sie glauben, dass der erhöhte Blutzucker in jedem Fall und mit allen Mitteln künstlich gesenkt werden muss, bis der HbA1c-Wert bei unter 6,5 Prozent liegt. Nur Werte darunter gelten nach der alten Lehrmeinung als gesund, denn die höheren Werte schaden den Blutgefäßen und triggern damit Schlaganfälle und Herzinfarkte.

Radikale Senkung nicht immer das Beste

Die radikale Senkung des HbA1c-Werts ist aber keineswegs immer das Beste für den Patienten. Studien sehen keinen direkten Zusammenhang zwischen den Werten und der Gefäßgesundheit und außerdem kann die Senkung um jeden Preis weitere Probleme mit sich bringen.

Die moderne Diabetologie rät allen Ärzten daher, je nach Lage des Patienten einen individuellen Wert als Therapieziel festzulegen. Zu hohe Werte über 7,5 Prozent sollte man durchaus nicht tolerieren, da die Nieren und die Sehkraft leiden können.

Höherer HbA1c-Wert bei Senioren gut zu tolerieren

Je älter der Patient jedoch ist, desto eher kann man den HbA1c-Wert auf einem höheren Level tolerieren, denn auch bei hohen Werten können zwischen zehn und 20 Jahre ins Land gehen, bis die Folgeschäden kommen. Eine konsequente Senkung auf unter 6,5 Prozent macht daher eher bei sehr jungen Diabetikern Sinn. Studien zeigen sogar, dass bei Patienten ab 70 Jahren die künstliche Senkung mit so gut wie gar keinen Vorteilen mehr einher geht.