Die Eifersucht - ein kompliziertes Gefühl

Von Katharina Cichosch
29. September 2014

Wer kennt ihn nicht, den schönen Spruch? "Eifersucht ist die Leidenschaft, die mit Eifer sucht, was Leiden schafft" - damit wäre eigentlich schon alles über das bohrende, schmerzhafte Gefühl gesagt, dass sich in so manche Beziehung einschleicht. Oder?

Nicht ganz: Denn natürlich ist Eifersucht kein Selbstzweck. Schon gar nicht sollten wir eifersüchtigen Menschen vorwerfen, dass sie absichtlich handeln, wie sie handeln, oder gar behaupten, sie würden extra Leid in die Welt bringen.

Tatsächlich leiden eifersüchtige Menschen selbst genau so unter ihrem Gefühlschaos wie jene, die ihre Eifersucht trifft. Was natürlich keine Entschuldigung sein sollte, die wütenden Emotionen immer ungefiltert herauszulassen. Doch wieso übt Eifersucht eigentlich überhaupt eine so große Macht auf uns aus? Warum lassen wir es zu, dass die Emotionen uns übermannen - und am Ende mitunter großes Unheil anrichten?

Der Ursprung der Eifersucht

Um das Wesen dieser urmenschlichen Emotion zu verstehen, müssen wir einen Schritt zurückgehen: Tatsächlich ist Eifersucht eng mit der Verlustangst verbunden. Wir fürchten, dass unser geliebtes Gegenüber - was früher die Eltern, später Freunde und dann der Partner bzw. die Partnerin gewesen sein können - uns nicht mehr so liebt wie zuvor und, jetzt kommt der entscheidende Punkt, uns daher verlassen könnte.

Wenn wir also im späteren Leben eifersüchtig sind, dann erinnern wir uns unbewusst an jenen Moment der Hifllosigkeit, den jeder Mensch als Baby gespürt hat. Diese Ängste sind so tief in uns verankert, dass wir sie nur sehr schwer kontrollieren können.

Wann Hilfe nötig ist

Eifersucht ist also kein "dummes" Gefühl, es hat durchaus seine Berechtigung. Die Mär, man können völlig frei von Eifersucht sein, wurde in den Hippie-Kommunen mit freier Liebe größtenteils widerlegt - auch hier ging es mitunter rasend eifersüchtig zu.

Wichtig ist, den Punkt zu erkennen, an dem eine gesunde Eifersucht aufhört und die blinde Wut beginnt. Wenn letztere zum Selbstläufer wird, wir gar Dinge zerstören oder den Menschen, den wir doch eigentlich so sehr schätzen, verletzen, dann ist diese Grenze definitiv überschritten.

Wahre Liebe zeichnet sich auch dadurch aus, dass man selbst reflektiert - und sich im Zweifel professionelle Hilfe sucht. Das kann eine Paar- oder auch eine Einzeltherapie sein. Letzte ist vor allem sinnvoll, um die tiefer liegenden Verlustängste aufzuarbeiten und das eigene Selbstwertgefühl zu stärken.

Eifersucht aus berechtigter Sorge?

Natürlich ist Eifersucht manchmal durchaus berechtigt. Vielleicht haben wir erlebt, wie uns ein geliebter Mensch verlassen hat. Trotzdem: Eine Garantie für Zuneigung gibt es nicht, und einfordern können wir diese erst recht nicht. Loslassen können, auf andere vertrauen, ohne sie zu kontrollieren - das sind wichtige Elemente, die jeder Beziehung (gleich welcher Art) gut tun.

Wenn wir den Eindruck haben, betrogen zu werden, dann sollte dies natürlich angesprochen werden. Oft zeigt sich dann schon im ersten Gespräch, ob die Eifersucht berechtigt ist - und vielleicht sogar ein sinnvolles "Frühwarnsystem", um die Beziehung doch noch zu kitten. Wenn nicht, dann hilft allerdings auch die schlimmste Eifersuchtsszene nicht.