Ein gefährlicher neuer Partner: Scheidung als Risikofaktor für Alkoholismus

Studie zeigt wie sehr eine Trennung das Risiko für Alkoholprobleme erhöht

Von Cornelia Scherpe
3. Februar 2017

Männer und Frauen tun es und oft ist es der Anfang vom Ende: Nach dem Eheaus wenden sie sich einem neuen Partner zu und der trägt den Namen Alkohol.

Forscher werteten die Daten von über 1.000.000 Schweden aus. Im nationalen Register Schwedens werden nicht nur Informationen zu Eheschließungen und Scheidungen gesammelt, sondern auch Arztdaten, wie die Verordnung von Mitteln gegen Alkoholismus.

Alkohol als Trostspender

Innerhalb von 18 Beobachtungsjahren kam es bei 16 Prozent der Personen zu Scheidungen, bei 0,3 Prozent verstarb der Ehepartner. Insgesamt traten bei 1,1 Prozent der Männer und 0,5 Prozent der Frauen Hinweise auf Alkoholismus auf. Im Durchschnitt war die Eheschließung mit 30 Jahren vollzogen worden und mit 35 Jahren wurde die Scheidung eingereicht. Die Alkoholprobleme begannen im Alter von 38 Jahren.

Das deutet darauf hin, dass nach dem Eheaus der Alkohol als Trostspender entdeckt wird und sich der Konsum langsam steigert. Die Studie zeigt damit zum ersten Mal, dass bei vielen Menschen nicht der Alkoholkonsum der Grund für die Scheidung ist, sondern die Trennung vielmehr der Trigger für das Trinken.

Allerdings zeigten viele bereits bis zu drei Jahre vor der Scheidung erste Alkoholprobleme. Die Ehekrise machte sich hier bereits bemerkbar, das Risiko für Alkoholismus stieg aber erst nach der Scheidung sprunghaft an.

Die Forscher verglichen das allgemeine Alkoholismusrisiko für die Geschlechter in einer Ehe und nach einer Ehe. Bei geschiedenen Männern war es um das 6-Fache im Vergleich zu Männern in fester Ehe erhöht. Bei den Frauen sogar um das 7,3-Fache. Rechneten die Forscher Faktoren wie das Einkommen und bekannte Straffälligkeit im Jugendhalter heraus, blieb der Zusammenhang dennoch erhöht. Er lag bei Männern beim 5-Fachen und bei Frauen beim 6,3-Fachen. Berücksichtigte man ferner durch den genetischen Vergleich mit Geschwistern die Veranlagung für Alkoholismus, kamen geschiedene Männer und Frauen noch immer auf das 3,5-fache Risiko.

Eindeutig fielen die Zahlen auch beim Tod des Partners aus. Witwer hatten das 3,9-fache Risiko, dem Alkohol zu verfallen. Für Witwen lag es beim 4,1-Fachen.

Das beste Mittel zur Risikosenkung: erneut heiraten. Rund 25 Prozent fanden während der Studie einen neuen Partner. Daraufhin halbierte sich das Risiko für Alkoholprobleme wieder.