Einmalige Vollnarkose bei Babys: Studie sieht keine Gefahr für Folgeschäden im Gehirn

Operation mit Vollnarkose kurz nach der Geburt offenbar ohne Einfluss auf die geistige Entwicklung

Von Cornelia Scherpe
18. März 2019

In manchen Fällen ist es notwendig, bereits wenige Tage oder Wochen nach der Geburt eine Operation am Kind durchzuführen. Ist dabei keine Regionalanästhesie, sprich eine örtliche Betäubung, möglich, müssen Ärzte eine Vollnarkose einleiten. Viele Eltern fürchten, dass dies die geistige Entwicklung ihres Kindes beeinträchtigen könnte. Einige Tierstudien hatten darauf hingedeutet und in den USA dazu geführt, dass die Arzneimittelbehörde FDA einen Warnhinweis aussprach. Bei Tieren zeigte sich eine giftige Wirkung auf der Ebene der Hirnzellen. Die Synapsen verbanden sich schlechter als normal, was zu Gedächtnis- und Verhaltensstörungen geführt hatte.

Die aktuelle Auswertung einer Langzeitstudie zeigt jedoch, dass es bei Menschen wenig Grund zur Sorge gibt. Die Forscher betreuten zwischen 2007 und 2013 insgesamt 722 Babys. Alle Säuglinge mussten in den ersten Lebenswochen wegen eines Leistenbruchs operiert werden und wurden auf zwei Gruppen verteilt. 363 erhielten eine Vollnarkose von circa einer Stunde Dauer, bei den übrigen 359 entschied man sich für die regionale Anästhesie.

Kein Unterschied in der geistigen Entwicklung

Drei Jahre später wurde der erste Entwicklungstest durchgeführt. Bereits da zeigten sich keine messbaren Unterschiede in der geistigen Entwicklung. Im Alter von fünf Jahren wurden alle Kinder erneut untersucht und waren alt genug für einen IQ-Test. In der Gruppe mit Vollnarkose lag dieser im Schnitt bei 98,97 Punkten, während die Gegengruppe auf 99,08 Punkte kam. Dieser Unterschied ist statistisch nicht relevant, was bedeutet, dass alle Kinder auf einem vergleichbaren Niveau waren.

Für die Forscher ist dies ein Beleg dafür, dass auch eine einstündige Vollnarkose im Säuglingsalter keine Spätfolgen für das Gehirn mit sich bringt. Die kognitive Entwicklung wird nicht beeinflusst. Sie betonen jedoch auch, dass die Studie nur die Wirkung einer einmaligen Vollnarkose betrachtete. Wie sich mehrere Operationen dieser Art auf das Gehirn auswirken, kann nicht gesagt werden.