"El Niño" begünstigt Bürgerkriege

Konfliktpotential steigt in Ländern mit El Niño-Effekt

Von Ingo Krüger
30. August 2011

US-Wissenschaftler sind der Ansicht, dass Bürgerkriege überwiegend in warmen Klimazonen vorkommen. Das Wetterphänomen "El Niño" begünstigt nach Meinung des Forscherteams um Solomon Hsiang von der Columbia Universität in New York das Entstehen von Bürgerkriegen. "El Niño" tritt alle drei bis sieben Jahre in Erscheinung. Er sorgt für steigende Temperaturen und sinkende Niederschläge. Hitze und Dürre sind die Folge.

Der El Niño-Effekt

Die Forscher untersuchten bewaffnete Konflikte in 175 Staaten im Zeitraum von 1950 bis 2004. Anschließend teilten sie die Länder in zwei Kategorien auf: solche, die vom "El-Niño"-Effekt betroffen sind, wie Mexiko, Sudan und Indien, und jene, die von den Folgen des Klimaphänomens verschont bleiben, wie Argentinien, Pakistan und Neuseeland. In den Staaten der ersten Kategorie verdoppelte sich das Konfliktpotential während des Auftretens von "El Niño" von drei auf sechs Prozent. Bei den Ländern der zweiten Kategorie blieb es dagegen bei zwei Prozent.

Zwar gäbe es auch andere Faktoren, die bei dem Entstehen von Bürgerkriegen eine Rolle spielten, erklärten die Experten, doch die Studie beweise, wie sehr das Klima das Verhalten von Menschen beeinflusse. Dürren, Missernten und Überschwemmungen zerstörten oder beeinträchtigten die ökonomischen Grundlagen zahlreicher Länder, so die Wissenschaftler. Dadurch steige auch das soziale Konfliktpotenzial. Schon in der Antike können die Auswirkungen des Wetters ein wichtiger Grund für bewaffnete Auseinandersetzungen gewesen sein.

Nicht alle Wissenschaftler sind vom Zusammenhang überzeugt

Allerdings sind nicht alle Fachleute von diesem vermuteten Zusammenhang überzeugt. Halvard Buhaug, ein Politikwissenschaftler am Friedensforschungsinstitut in Oslo, kritisierte, dass diese Studie nicht helfe, besser zu begreifen, was solche bewaffneten Konflikte hervorrufe. So sei in Australien, das ebenfalls unter den Folgen von "El Niño" zu leiden hat, noch nie ein Bürgerkrieg ausgebrochen.