Epilepsie wird berechenbar - neues Hirnimplantat soll Anfälle voraussagen

Von Cornelia Scherpe
13. Mai 2013

Menschen mit Epilepsie können bisher nicht geheilt werden und müssen sich so gut es geht mir ihrer Krankheit arrangieren. Das ist allerdings oft viel leichter gesagt als getan, denn vor allen Dingen die ständige Ungewissheit, wann der nächste Anfall kommt, belastet die Patienten psychisch sehr stark.

Zumindest diese Angst wollen Mediziner ihren Patienten aber in Zukunft nehmen. Durch ein neu entwickeltes Implantat soll vorab berechnet werden können, wann der nächste Anfall kommt, sodass die Betroffenen sich darauf einstellen können. In gefährlichen Situationen, wie etwa dem Überqueren einer Straße, kann das eventuell lebensrettend werden.

Das Implantat wurde nun in einer Pilotstudie auch zum ersten Mal am Menschen getestet. In Melbourne haben sich 15 Epileptiker dazu bereit erklärt, sich dass Gerät einsetzen zu lassen. Die Patienten waren als besonders schwere Fälle ausgewählt worden, da sie trotz regelmäßiger Medikamentenvergabe mindestens zwei Anfälle jeden Monat erlitten. Bei einigen ging die Häufigkeit sogar auf zwölf Anfälle je Monat, was einen normalen Alltag fast unmöglich macht.

Das ins Gehirn gepflanzte Gerät misst beständig die Hirnströme und reagiert, wenn es auffallende Veränderungen gibt. Im Kopf selbst werden nur zwei kleine Elektrodenstreifen implantiert. Diese sind über einen hauchdünnen Draht mit einer Messeinheit verbunden, die in die Nähe des Schlüsselbeins gepflanzt wird. Die dort ausgewerteten Daten werden via Funk an ein Handgerät übermittelt, das der Patient ständig am Körper tragen sollte.

Die Forscher konnten festhalten, dass die Voraussage eines drohenden Anfalls bisher sehr genau ist. Die Quote liegt zwischen 65 Prozent und 100 Prozent.

Man hofft, dass man mit dieser Art Frühwarnsystem den Betroffenen mehr Lebensqualität geben kann. Sollte das Implantat sich in der Praxis gut bewähren, könnte es manchen Epileptikern auch helfen, ihren Beruf weiterhin auszuüben oder der Berufsunfähigkeit wieder zu entfliehen.