Essstörungen unter Migrationskindern weit verbreitet

Migrationskinder wollen sich westlichen Normen anpassen - häufig entstehen Essstörungen

Von Laura Busch
5. November 2009

Kinder mit ausländischem Hintergrund, die in Deutschland leben, leiden doppelt so oft an Essstörungen wie Kinder, die hier geboren sind. So lautet die Zusammenfassung einer Studie des Robert-Koch-Instituts mit 17.641 Teilnehmern im Alter von elf bis 17 Jahren.

Westliche Normen und Stress bei der Anpassung

Für Kinder mit ausländischen Eltern gestaltet sich der Alltag schwierig, da in ihren Familien häufig andere Werte und Normen vorherrschend sind, als in ihrem täglichen Umfeld. Gleichzeitig wollen sich die Kinder an die westlichen Muster anpassen und sitzen so automatisch zwischen zwei Stühlen.

Kathrin Beyer, Therapeutin für Essstörungen in Hannover hat oft erlebt, dass sich dieser Zwiespalt im Essverhalten niederschlägt. "Als möglicher Grund hierfür kann eine Überidentifikation mit westlichen Normen und Werten sowie Anpassungsstress vermutet werden", sagt sie.

Die unverhältnismäßige Beschäftigung mit dem eigenen Körper, der Figur und dem Gewicht, sowie ein gestörtes Verhältnis zur Nahrungsaufnahme gelten als Vorstufen von Essstörungen. "Mehr als ein Fünftel der Kinder und Jugendlichen in Deutschland im Alter von elf bis 17 Jahren zeigen Symptome einer Essstörung", so die Therapeutin. Ein Ausweg daraus biete nur eine Ernährungstherapie.