Food Shame: Wenn Essen in der Öffentlichkeit zum Horror wird

Wer unter Food Shame leidet, schämt sich beim öffentlichen Essen und Trinken

Von Cornelia Scherpe
16. November 2015

Den Begriff Food Shame haben viele noch nie gehört, dabei ist das Phänomen relativ weit verbreitet. Gemeint ist dabei ein sozialer Druck, den Menschen immer dann verspüren, wenn sie in einem öffentlichen Rahmen essen und trinken. Betroffene

  • fürchten sich vor Fauxpas,
  • halten sich für unattraktiv beim Kauen, oder
  • fürchten die Essgeräusche aus ihrem Mund.

Die Angst vor einer Be- und Verurteilung durch andere Menschen geht dabei soweit, dass die Hände zittern und man sich immer wieder umsieht, wer wohl gerade hinschaut. Genau durch diese Angst aber kommt es erst recht zum Kleckern, zu Krümeln in den Mundwinkeln und dem gefürchteten Verschlucken samt Husten.

Trotzdem in der Öffentlichkeit essen

Psychologen raten bei Food Shame zu einer kleinen Konfrontationstherapie. Statt Restaurantbesuche zu vermeiden und im Alltag hungrig zu warten, bis man abends Daheim essen kann, sollte man in der Öffentlichkeit gezielt ein einfaches Gericht wählen.

Auf keinen Fall sollte es ein Burger sein, bei dem Kleckern meist fest dazugehört. Auch Pizza oder Pastagerichte mit viel Soße eignen sich für den Sprung ins kalte Wasser nicht. Besser sind kleine Portionen mit wenig Flüssigkeit, sodass man gezielt mit Messer und Gabel arbeiten kann.

Regeln beachten und Hemmungen abbauen

Gegen die Angst hilft ein bewusstes Denken an die Regeln aus der Kindheit:

  • Gerade sitzen,
  • das Besteck zum Mund führen und nicht andersherum und
  • weniger auf die Umgebung, sondern mehr auf den eigenen Teller achten.

Wer diese Regeln beachtet und damit mehrere Male erfolgreich in der Öffentlichkeit gegessen hat, der baut automatisch nach und nach die Hemmungen ab. Hilfreich ist auch der Gedanke daran, dass Food Shame viel mehr Menschen trifft als man selbst denkt und dass die Vorstellung, andere schauen beständig beim Essen zu und bewerten den Essenden, schlicht und ergreifend in der Realität extrem selten eintritt.