Forscher entschlüsseln den Grund für Altersschwer­hörigkeit

Beschädigungen an den Haarzellen

Von Cornelia Scherpe
20. Januar 2021

Irgendwann zwischen dem 50. und 60. Lebensjahr beginnt bei vielen Menschen das Hörvermögen nachzulassen. Betroffene können vor allem hohe Töne wie die Türklingel immer schlechter hören und Gesprächen mit Hintergrundgeräuschen schlechter folgen. Lange Zeit ging man in der Forschung davon aus, der Grund für das altersbedingte Nachlassen läge im Bereich Stria vascularis. Dies ist ein kleines Organ im Innenohr. Doch dies stimmt offenbar nicht. Eine aktuelle Studie hat belegt, dass der Grund in den Haarzellen zu suchen ist, beziehungsweise genauer im Verlust dieser Zellen.

Die Presbyakusis, so der Fachausdruck für die Altersschwer­hörigkeit, lässt sich vergleichsweise schwer erforschen, da hierfür Untersuchungen am lebenden Gewebe am besten wären und dies ethisch nicht möglich ist. Bei einer Biopsie im Innenohr ist das Risiko für Verletzungen zu groß. Die Annahme, dass eine Degeneration in der Stria vascularis der Grund für Altersschwerhörigkeit ist, basierte daher auf alten Studien mit Tierexperimenten. Die aktuelle Studie hingegen durfte sich bei 120 verstorbenen Menschen die Innenohren genau ansehen. Bei allen Toten war wenige Monate vor dem Ableben ein Audiogramm zum Hörvermögen angefertigt worden, sodass man Gewebezustand und Hörfähigkeit in Verbindung setzen konnte.

Beschädigte Haarzellen durch Lärmeinwirkung

Die Wissenschaftler fanden bei der Mehrheit der Toten deutliche Beschädigungen an den Haarzellen im Ohr. Je stärker die Schäden ausgeprägt waren, desto schlechter hatte die Person auch in ihrem letzten Audiogramm abgeschnitten. Der Zusammenhang scheint daher deutlich.

Interessant ist diese Erkenntnis für alle, die ihr Hörvermögen schützen wollen. Haarzellen werden nämlich vor allem durch starke Lärmeinwirkung beschädigt. Das passt zur Beobachtung, dass Menschen früher und stärker Hörprobleme im Alter bekommen, wenn sie im Alltag häufig Lärm ausgesetzt waren, etwa auf Baustellen ohne Hörschutz. Zudem werden nun Studien gestartet, die sich mit der Frage beschäftigen, ob beschädigte Haarzellen wieder regeneriert werden können. Lange galt dies als unmöglich, doch erste Hinweise auf Regeneration werden derzeit verfolgt.