Frau spricht nach Schlaganfall einen ihr unbekannten Schweizer Dialekt

Von Melanie Ruch
10. April 2013

Im Alter von 47 Jahren erlitt eine Frau aus dem deutschen Oberalba ihren ersten Schlaganfall. Zwei Jahre später folgte der zweite. Daraufhin fing die heute 57-Jährige an zu stottern. Schließlich suchte sie einen Logopäden auf, der sie sofort ins Krankenhaus überwies. Als sie dort am nächsten Morgen aufwachte, kam der große Schock. Plötzlich sprach sie Schweizerdeutsch, einen Schweizer Dialekt, und das ohne dass sie jemals in der Schweiz gewesen war oder gar diesen Dialekt kannte. Hochdeutsch schien sie dagegen völlig verlernt zu haben.

Weil die Ärzte ihr zunächst nicht glaubten, schickten sie die Frau zum Psychologen, doch auch der konnte ihr nicht helfen. Als sie aus dem Krankenhaus entlassen wurde, suchte sie schließlich ihren Sprachtherapeuten auf und der stellte eine eindeutige Diagnose: Fremdsprachen-Akzent-Syndrom. Dabei handelt es sich um eine äußerst seltene neurologische Erkrankung, von der gerade einmal 60 Fälle weltweit dokumentiert sind.

Nicht nur sie, sondern vor allem auch ihre Familie musste sich erst einmal an diese neue Situation gewöhnen. Viele Außenstehende reagierten zunächst ablehnend auf die Deutsche, die kein Hochdeutsch spricht und wandten sich von ihr ab, weil sie ebenfalls dachten, sie würden veräppelt. Mittlerweile weiß die Nachbarschaft Bescheid. Hochdeutsch kann sie zwar noch immer nicht sprechen, trotz regelmäßigem Unterricht, doch mittlerweile haben sie und ihre Familie sich an die neuen Umstände gewöhnt.