Freiheit nur über den Wolken - Qatar Airways reglementiert das Privatleben seiner Angestellten

Von Jutta Baur
30. Juni 2014

Wer schwanger wird, fliegt aus der Firma. Heiraten ist nicht erlaubt. Wer gerade seine Uniform trägt, darf weder rauchen, noch Kaugummi kauen oder sein Handy benutzen. Auch eine Bar darf nicht betreten werden, selbst wenn das Crewmitglied keinerlei Alkohol trinkt und nur Wasser bestellt. Von solchen strikten Auflagen berichten immer mehr Angestellte der Fluggesellschaft Qatar Airways.

Die Internationale Transportarbeiterförderung (ITF) spricht von einer Atmosphäre voller Angst. Wird jemandem wegen einer dieser Regeln gekündigt, kann ihm passieren, dass er nicht nur den Job verliert, sondern obendrein Strafe zahlen muss. Wenn es ganz schlimm kommt, sitzen die Entlassenen wochenlang in Katar fest, weil sie auf ihr Geld warten. Die meisten Angestellten stammen aus dem Ausland.

Mitarbeiter berichten von gut überwachten Gemeinschaftsunterkünften, die niemand ohne Erlaubnis verlassen darf. Flugbegleiterinnen dürfen nur vom Ehemann, dem Vater oder einem Bruder zur Arbeit gebracht oder abgeholt werden, wenn sie nicht ein firmeneigenes Transportmittel nutzen.

Nur wenige Mitarbeiter sind länger als zwei Jahre bei Qatar Airways ohne gekündigt zu werden

Neben der IFT hat inzwischen auch der Internationale Gewerkschaftsbund (IGB) die menschenverachtenden Zustände bei Qatar Airways publik gemacht, ER hat die Vorkommnisse der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) gemeldet. Dass die Verweildauer der Mitarbeiter bei Qatar Airways in der Regel unter zwei Jahren liegt, ergibt sich unter diesen Voraussetzungen fast von selbst. Eine Stewardess erklärte, dass nur wenige länger durchhalten, ohne gekündigt zu werden.