Frostschutzmittel in der Nordsee

Die zum Beispiel in Kühlungssystemen vorkommende Chemikalie Benzotriazol wurde von Forschern in der Nordsee nachgewiesen

Von Marion Selzer
5. Dezember 2011

Wissenschaftler vom Institut für Küstenforschung des Helmholtz-Zentrums Geesthacht bei Hamburg haben die Chemikalie Benzotriazol in der Nordsee nachgewiesen. Benzotriazole sind seit einigen Jahren enthalten in Enteisungsmittel von Flugzeugen, das dort zur Verhinderung von Korrosionen eingesetzt wird. Auch in

sei Benzotriazol enthalten. Diese Chemikalie wirke sich absolut tödlich auf Wasserorganismen aus, so das Institut.

Benzotriazol-Konzentration in Flüssen höher als in der deutschen Bucht

Hendrik Wolschke, Umweltwissenschaftler vom Institut für Küstenforschung, hat als Forschungsthema für seine Diplomarbeit die Benzotriazol-Verschmutzung in der deutschen Bucht untersucht. Die giftige Chemikalie sei zuvor im Grundwasser und anderen verschiedenen Gewässern nachgewiesen worden, bislang allerdings noch nicht im Meer.

In den Messergebnissen stellte sich heraus, dass die Konzentration an Benzotriazol in Flüssen viel höher sei als in der deutschen Bucht. Sie betrage im Hamburger Hafen ungefähr 300 Nanogramm pro Liter, falle aber in dem Bereich, wo die Elbe bei Cuxhaven ins Meer mündet bereits auf 20 Nanogramm ab. Im März seien in der Elbe sehr hohe Konzentrationen nachgewiesen worden, aufgrund des hohen Verbrauchs an Enteisungs- und Frostschutzmittel während des Winters.

Vor allem über Rhein und Elbe gelangt viel Benzotriazol ins Meer

Laut Datenauswertungen seien allein im Jahre 2010 ungefähr 80 Tonnen Benzotriazol in die Nordsee gelangt, 75 Prozent davon gelangen über den Rhein ins Meer. Über die Elbe gelange der zweitgrößte Zufluss der Chemikalie in die Nordsee, wo die Konzentration allerdings stark verdünnt werde.

Da Benzotriazol

  • sehr wasserlöslich sind,
  • sich schlecht binden lassen und
  • biologisch sehr schwer abbaubar sind,

entstehe eine hohe Belastung. Die langfristigen Umweltauswirkungen seien nach Aussagen des Institutes derzeit nicht einschätzbar.