Fürstentum Seborga: Wo mit dem Luigino bezahlt wird

Von Nicole Freialdenhoven
4. Juli 2012

Wer hinter der ligurischen Küste bei San Remo in die Berge fährt, wähnt sich natürlich in Italien. Doch er könnte sich täuschen: Denn wie einst ein gewisses gallisches Dorf am Westzipfel der Bretagne den Römern Widerstand leistete, pocht in Ligurien das 300-Seelen-Dorf Seborga auf seine Unabhängigkeit von Rom und der Republik Italien. Es nennt sich nicht nur Fürstentum Seborga, sondern druckt auch gleich seine eigene Währung - den Luigino - und ernennt einen Fürsten auf Lebenszeit, der aktuell Marcello der Erste heißt und eigentlich in einem anderen Fürstentum lebt: In Monaco.

Die Rechtfertigung für ihre Unabhängigkeit sehen die Einwohner von Seborga in alten Dokumenten: Zwar verkauften Benediktinermönche die Gegend im 18.Jahrhundert an das Herzogtum Savoyen, doch der Kaufvertrag wurde nie registriert. Auch später trat Seborga weder dem neugegründeten vereinten Königreich Italien dabei, noch der Republik Italien, die 1946 ausgerufen wurde. Doch erst in den 60er Jahren kam der Blumenzüchter Giorgio Carbone auf die Idee, das verschlafene Dorf Seborga zum Fürstentum zu erklären - und sich selbst zu Fürst Giorgio dem Ersten.

Dass die italienische Regierung in Rom das angebliche Fürstentum nicht weiter ernst nimmt, solange seine Einwohner wie alle anderen Italiener ihre Steuern an Rom zahlen, ficht die Serborghis nicht an: Sie leben gut vom Souvenirverkauf - Briefmarken, Pässe, Führerscheine und natürlich die Landeswährung Luigino finden bei amüsierten Touristen reißenden Absatz.