Gallengänge im Labor gezüchtet

Künstliche Gallengänge zur Vermeidung von Lebertransplantationen - Forscher kommen diesem Ziel einen Schritt näher

Von Cornelia Scherpe
25. Juli 2017

Wissenschaftlern aus Großbritannien ist es zum ersten Mal gelungen, künstliche Gallengänge im Labor zu züchten. Auch das Einpflanzen bei Versuchstieren war erfolgreich.

Selbst wenn man im Alltag selten über die Gallenblase spricht, zählt sie medizinisch gesehen zu den gefährlichen Organen. Gefährlich im Sinne von: Kommt es hier zu Erkrankungen, ist die Sterblichkeit sehr hoch.

Die so genannte extrahepatische Gallengangsatresie ist ein gutes Beispiel dafür. Dabei handelt es sich um einen Verschluss der Gallengänge, der bei Kindern auftritt und nur behoben werden kann, indem eine Lebentransplantation erfolgt. Die Gallenblase und die Leber sind nämlich über die Gallengänge miteinander verbunden. In der Leber wird die Gallenflüssigkeit produziert und fließt über die Gänge in die Gallenblase.

Traum von Vermeidung einer Lebertransplantation rückt näher

Die Medizin träumt davon, künstliche Gallengänge zu nutzen, damit Patienten künftig auf eine Organtransplantation der Leber verzichten könnten. Diesem Traum sind britische Forscher einen großen Schritt näher gekommen.

Die Ärzte durften von Patienten, deren Leber im Zuge einer Operation entfernt werden musste, die Gallengänge benutzen. Im Labor gewann man einige Oberflächenzellen, die Epithelien.

Epithelzellen gehören zum Deckgewebe ohne eigene Blutgefäße. Die Forscher entnahmen die Zellen und bildeten im Labor durch Züchtung kleine Zellbälle. Sie dienten als Ausgangsmaterial, um künstliche Gallengänge herzustellen.

Dafür wurden die hergestellten Zellverbände bei Mäusen implantiert und tatsächlich bildeten sich die typischen Röhrensysteme, wie man sie von Gallengängen kennt. In einem weiterführenden Experiment nahm man Mäuse mit beschädigter Gallenblase und implantierte bei ihnen die gezüchteten Zellen. Daraufhin reparierte der Körper die Gallenblase.

Das Problem mit Immunsuppressiva

Eine zeitnahe Anwendung beim Menschen ist noch nicht in Sicht. Fremde Gallenzellen zu verpflanzen, würde bedeuten, dass der Betroffene für den Rest seines Lebens Immunsuppressiva einnehmen müsste.

Denkbar wäre aber eine Entwicklung, bei der körpereigene Gallenzellen im Labor gezüchtet und wieder eingepflanzt werden. Da es sich dann um körpereigene Zellen handelt, sollten keine Abstoßungsreaktionen auftreten.