Gegen Angststörungen und Depressionen: Sport ist Medikamenten ebenbürtig
Menschen mit Depressionen benötigen zwar in jedem Fall eine Gesprächstherapie, oft muss während schwerer Phasen aber auch auf Antidepressiva zurückgegriffen werden. Auch bei Angststörungen hilft eine Verhaltenstherapie allein oft nicht und es müssen zusätzlich Medikamente (sogenannte Anxiolytika) eingenommen werden. Bereits seit Jahren ist jedoch bekannt, dass auch sportliche Aktivität sowohl bei Angststörungen als auch bei Depressionen hilft.
Größte Metastudie zum Thema
Wie gut Sport im Einzelfall wirklich ist, hat nun die größte Metastudie zum Thema analysiert. Insgesamt wertete das Forscherteam 39 Metauntersuchungen aus, die bereits ihrerseits viele Studien zusammengeführt hatten. So kam man auf die Daten von insgesamt 1.600 Einzelstudien mit 142.000 Probanden. Alle hatten dabei auf den sogenannten Cohens-d-Wert geachtet. Dieser Wert gibt an, wie effektiv eine Maßnahme gegen Angststörungen und Depressionen ist.
Zufriedenstellende Ergebnisse bei Angststörungen
Beim Cohens-d-Wert gilt jedes Ergebnis ab 0,2 als kleiner Effekt, jeder Wert ab 0,5 als mittlerer und jeder ab 0,8 als großer Effekt. Bei jenen Studienteilnehmern mit einer Angststörung (rund 61.000 Probanden) konnte Sport die psychische Störung um den Cohens-d-Wert von 0,34 senken. Dies ist zwar nur ein kleiner Nutzen, aber oft sind auch Medikamente nicht sonderlich besser.
Ergebnisse bei Depressionen noch besser
Der Effekt von Sport war bei jenen mit Depressionen allerdings noch größer: Hier lag er bei 0,56 und damit im mittleren Bereich. Auch der Nutzen von Antidepressiva liegt im moderaten Bereich, woraus sich ableiten lässt, dass Sport und Medikamente in etwa den gleichen Nutzen für die Therapie haben.
Keine großen Nebenwirkungen
Im Gegensatz zu Antidepressiva und Anxiolytika hat Sport jedoch keine großen Nebenwirkungen und sollte daher bevorzugt werden. Das Problem für die Praxis ist allerdings, dass viele Betroffene kaum motiviert werden können, ein Sportprogramm zu beginnen. In diesen Fällen kann man auf Medikamente nicht verzichten.