Genanalyse erklärt die Wirkweise des Lithiums

Genomweite Assoziationsanalyse erklärt Wirkungweise des Lithiums - Behandlung von bipolaren Menschen

Von Frank Hertel
4. April 2011

4 Prozent der Deutschen erkranken mindestens einmal in ihrem Leben an einer bipolaren Störung, früher nannte man sie manisch-depressiv. Menschen mit bipolarer Störung werden oft mit Lithium behandelt. Bis jetzt wusste man nur, dass Lithium wirkt, aber man wusste nicht, warum es wirkt. Das könnte eine Studie von Virginia Willour von der John Hopkins University im US-amerikanischen Baltimore vielleicht ändern.

Bestimmtes Gen tritt in hoher Konzentration auf

Die Studie ist in der aktuellen Ausgabe des Fachmagazins "Molecular Psychiatry" erschienen. Es handelt sich um eine sogenannte genomweite Assoziationsanalyse (GWAS). Mit ihrer Hilfe konnte man das Gen entdecken, an dem das Lithium ansetzt. Es handelt sich um das Gen für das Protein ACP1. Dieses Eiweiß befindet sich in besonders hoher Konzentration in den Körpern der bipolar gestörten Menschen.

Willour und ihr Team, zu dem auch Deutsche gehören, testete 2700 Erwachsene mit bipolarer Störung, von denen 1201 schon einen Suizidversuch hinter sich hatten. Das Ergebnis lautet, wenn das Gen für ACP1 eine Mutation aufweist, bei der eine der beiden sogenannten Allelen verändert ist, besteht ein 40-prozentig erhöhtes Suizidrisiko.

Bislang zu hohe Nebenwirkungen

Wenn auf beiden Chromosomen des Gens für ACP1 die Allelen verändert sind, ist das Risiko um das dreifache erhöht. Willour möchte auf dieser Erkenntnisbasis die Wirkweise des Lithiums verfeinern. Bis jetzt habe Lithium noch zu viele Nebenwirkungen. Es müsse aber noch eine umfassendere GWAS erfolgen, sagte die Wissenschaftlerin.