Geschärfte Sinne: Wie Blinde mit den Ohren sehen

Von Heidi Albrecht
2. September 2013

Wer sein Augenlicht verloren hat, muss lernen, sich in der Welt anderweitig zurechtzufinden und mit anderen Sinnen die Welt wahrnehmen. Aus der Tierwelt ist bereits vielen bekannt, dass eine Orientierung mittels Echolaute hervorragend funktioniert. Delfine und vor allem Fledermäuse sind hierfür Experten. Um so erstaunlicher ist die Tatsache, dass es auch Menschen gibt, die sich über diese Methode orientieren können.

Der blinde Kalifornier Dan Kish brachte die Öffentlichkeit zum Staunen, nachdem er Hydranten und Autos bereits aus einer Entfernung von drei bis fünf Meter wahrnehmen konnte. Ebenso Hochhäuser, welches sich sogar bis zu 100 Meter von ihm entfernt befanden konnte er erkennen. Seine Technik ist der der Tiere angepasst. Mit Hilfe der Zunge erzeugt er Schnalzlaute. Das erzeugte Echo nimmt er wahr und kann sich somit in seiner Umwelt orientieren. Er verlor als Kind seine Sehkraft und erlernte dennoch das Fahrradfahren und kletterte mit Begeisterung auf Bäume.

Für Wissenschaftler stellte sich nun die Frage, ob auch normal sehende Menschen in der Lage sein können, derart geschärfte Sinne zu entwickeln, um sich über Echolaute zu orientieren. Bei den Experimenten konnte ein starker Präzedenz-Effekt festgestellt werden. Allerdings nur, wenn die Teilnehmer die Schallquelle aus unterschiedlicher Entfernung wahrnehmen sollten. Wurde die Schallquelle durch eine Reflektor ersetzt und mussten die Teilnehmer selber Laute erzeugen, um die Quelle zu finden, so konnte diese kaum durch den Präzedenz-Effekt gestört geortet werden.