Geschlechterunterschied beim Blutdruck: Bei Frauen steigt er im Alter stärker

Auch in Punkto Herz-Kreislauf-Erkrankungen unterschieden sich Frauen und Männer deutlich

Von Cornelia Scherpe
25. Februar 2020

Es gibt eine Spanne für den Blutdruck, die als normal definiert wird. 120/80 mm Hg gilt als Standardwert. Beobachtungen in der Normalbevölkerung zeigen, dass es allerdings Unterschiede zwischen den Geschlechtern gibt, die vermutlich mit dem Sexualhormon Östrogen zusammenhängen. Frauen haben demnach bis zur Menopause im Durchschnitt einen niedrigeren Blutdruck als gleichaltrige Männer. Erst jenseits der Wechseljahre steigt der Blutdruck bei Frauen, wodurch sie etwa mit 60 Jahren die Männer eingeholt haben und danach zumindest beim systolischen Blutdruck überholen. Der diastolische Wert hingegen gleicht sich nur aus.

Diese Erkenntnis des schneller steigenden Blutdrucks im Alter stammt aus einer Auswertungsreihe mit 144.599 Datensätzen. Die US-Forscher wollten wissen, warum Frauen im Vergleich zu Männern in jüngeren Jahren seltener, ab dem Seniorenalter jedoch häufiger Herz-Kreislauf-Erkrankungen entwickeln.

Der Einfluss der Östrogene ist demnach recht groß. Frauen haben davon von Natur aus mehr als Männer und da Frauen im gebärfähigen ein deutlich geringeres Risiko besitzen, an Herz-Kreislauf-Leiden zu erkranken, schreiben Mediziner dem Östrogen insgesamt eine schützende Wirkung zu. Ganz so einfach kann es jedoch unterm Strich nicht sein, denn die Vergabe künstlicher Östrogene in den Wechseljahren senkt das Risiko nicht. Ganz im Gegenteil steigt die Gefahr für lebensbedrohliche Ereignisse wie Schlaganfälle.

Frauen erkranken anders

Zudem hat die Studie herausgearbeitet, dass Seniorinnen nicht nur häufiger Herz-Kreislauf-Leiden entwickeln, sondern sich diese auch von denen der Männer unterscheiden. Da wäre beispielsweise die mikrovaskuläre Angina pectoris. Hier kann eine Herzkatheteruntersuchung keine Verengung der Koronararterien feststellen, obwohl die Frau starke Beschwerden hat. Seniorinnen erkranken zudem deutlich häufiger an diastolischer Herzinsuffizienz und HFpEF (heart failure with preserved ejection fraction).

Obwohl ältere Frauen eine ungünstigere Entwicklungsprognose haben, bleibt die tatsächlich gemessene Menge der Herz-Kreislauf-Erkrankungen allerdings bei Männern trotzdem größer. Sie erkranken im Laufe des Lebens mit einer Wahrscheinlichkeit von 29,7 Prozent, während Frauen bei nur 20,5 Prozent liegen.