Gewitzte Absage einer jungen Britin an die Universität Oxford mischt die Insel auf

Von Katja Seel
30. Januar 2012

Um der ihrer Ansicht nach reichlich verstaubten und elitären Universität Oxford den Spiegel vorzuhalten, hat die 19-jährige Elly Nowell aus der südenglischen Stadt Winchester der altehrwürdigen Hochschule eine gewitzt-ironische Absage geschickt. Nachdem ein Freund den Inhalt ihrer E-Mail auf Facebook veröffenlicht hatte, schlug der Gag hohe Wellen im Vereinten Königreich.

Das Mädchen hatte sich für einen Studienplatz an der Juristischen Fakultät beworben und war zu einem Auswahlgespräch eingeladen worden. Da sie eine von 10.000 Bewerbern auf 3.200 Plätze war, standen ihre Chancen angenommen zu werden bei eins zu drei. Die Universität machte jedoch keinen angenehmen Eindruck auf Elly: Bei dem Interview habe sie sich gefühlt wie eine Atheistin in einem riesigen Kloster.

Besonders unangenehm sei ihr aber aufgefallen, dass die Universität nicht nach akademischer Begabung oder schulischen Leistungen, sondern durchaus nach Herkunft und Hautfarbe, kurz gesagt, nach diskriminierenden Maßstäben, ihre Studenten auswähle. Deshalb habe sie sich zu der Absage entschlossen.

Mit ihrer Kritik steht die junge Britin nicht alleine da: Unlängst hatte auch Regierungschef David Cameron die geringe Anzahl farbiger Studenten sowie die Bevorzugung von Absolventen privater Schulen an der Universität Oxford scharf kritisiert.

Dennoch wies die Hochschule die Vorwürfe entschieden zurück. Die Zusagen würden nach den schulischen Leistungen der Anwärter vergeben, so eine Sprecherin. Es sei außerdem unwahr, dass Schüler privater Schulen, die in Großbritannien einen besseren Ruf genießen als die staatlichen, größere Chancen auf einen Studienplatz hätten. Im vergangenen Jahr seien 60 Prozent unter den ausgewählten Bewerbern Absolventen einer staatlichen Schule gewesen.

Unter den Studenten, die bereits an der Universität studieren, kam die Aktion von Elly Nowell nicht sonderlich gut an. Die Studentenzeitung zitierte unter anderem eine Studentin des Magdalen College, die die Absage als "armseligen PR-Gag" bezeichnete. Im Internet dagegen wird die 19-Jährige dafür bejubelt. Sie hatte unter anderem geschrieben, dass die Universität nicht den Standards entspreche, die sie sich von der Hochschule ihrer Wahl erhoffe. In der englischen Zeitung "The Guardian" gab sie nun bekannt, sich für das nicht ganz so altehrwürdige University College London entschieden zu haben, das ebenfalls einen hervorragenden Ruf genießt.