Gibt es eine Revolution bei Diabetes? Forscher wollen Enzym-Therapie statt Insulinspritze

Von Cornelia Scherpe
28. Mai 2014

Bei angeborener Diabetes (Typ 1) liegt eine Autoimmunkrankheit vor, bei der die Beta-Zellen zerstört werden und daher der Körper das lebensnotwendige Insulin nicht mehr herstellen kann. Bei der erworbenen Diabetesform (Typ 2) werden die Körperzellen dagegen unempfänglicher für Insulin und der Körper muss mehr davon produzieren. Das ermüdet die Beta-Zellen mit der Zeit und auch in diesem Fall arbeiten sie am Ende nicht mehr.

Die Enzym-Therapie als neue Therapieform bei Diabetes

Egal um welche Form von Diabetes es sich handelt, ab einem gewissen Krankheitsstadium muss das fehlende Insulin daher von außen zugefügt werden. Für die meisten Diabetiker bedeutet dies, dass sie sich regelmäßig spritzen müssen. Forscher wollen diese Methode jedoch durch eine bessere Alternative ersetzen, eine Enzym-Therapie.

Die Idee hinter dem neuen Ansatz basiert auf dem "Insulin Degrading Enzym", kurz auch DIE. Dieses Enzym kommt im menschlichen Körper vor und sorgt dafür, dass Insulin abgebaut werden kann. Könnte man dieses Enzym künstlich hemmen, würde das Insulin im Körper länger bestehen bleiben. Dies würde Diabetes zwar kaum heilen, doch der Körper könnte mit wenig Insulin deutlich länger arbeiten. Das würde das Spritzen teilweise ersetzen, oder zumindest selten notwendig machen. Außerdem gäbe es den erfreulichen Nebeneffekt, dass durch stabilere Insulinwerte eine Über- oder Unterzuckerung seltener auftritt.

Tests mit Mäusen bereits erfolgreich

Die Forscher experimentierten mit rund 14.000 Molekülen, die sie im Labor auf DIE ansetzten. Eines davon band sich tatsächlich an das Enzym und bremste es somit aus. Dieses Molekül nennt man nun "6bK" und hat es bereits an Mäusen getestet. Der vorläufige Wirkstoff sorgt tatsächlich dafür, dass die Tiere auch nach dem Fressen vergleichsweise hohe Insulinwerte und einen geringen Blutzuckerspiegel haben. Gleichzeitig beeinflusst der Hemmstoff nur DIE und stört die Arbeit anderer Enzyme nicht. Auch die Blut-Hirn-Schranke kann 6bK nicht überwinden. Diese beiden Punkte sprechen für relativ wenige Nebenwirkungen. Weitere Tests sind nun in Planung.