Giftige Schlangen werden als Tropenkrankheit vernachlässigt

Tropische Erkrankung Schlangenbiss - WHO fordert stärkere öffentliche Aufmerksamkeit

Von Cornelia Scherpe
5. September 2017

Es gibt zu wenige Medikamente, die Patienten nach dem Biss einer giftigen Schlange helfen. Dieser weltweite Mangel an Gegengiften führt Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation WHO jedes Jahr zu tausenden Toten, die man hätte retten können.

Insgesamt werden jährlich rund 2,5 Millionen Menschen von einer Schlange gebissen und vergiftet. Tödlich enden die Begegnungen bei rund 100.000 Menschen. Dabei sind es vor allem die Ärmsten in Afrika, die betroffen sind. Hier fehlt es in vielen Fällen an Gegengiften, sodass die Ärzte vor Ort nichts für die Betroffenen tun können. Auch Indien gilt als Land mit vielen, unnötigen Schlangenbissopfern.

Pharmakonzerne sollen in die Herstellung von Gegengiften investieren

Die WHO hat sich nun deutlich dazu geäußert, dass ihrer Meinung nach Schlangenbisse als Tropenkrankheit vernachlässigt wurden. Dieses Plus an öffentlicher Aufmerksamkeit soll dazu führen, dass mehr Pharmakonzerne in die Herstellung von Gegengiften investieren.

Es ist nicht so, dass die technischen Möglichkeiten oder das theoretische Wissen zur Herstellung fehlen. Es ist schlicht nicht wirtschaftlich genug. In den letzten Jahren wurden daher die Produktionen wirksamer Mittel bei mehreren Konzernen eingestellt.

Das größte Problem mit Gegengiften: Sie wirken nur gezielt gegen einzelne Schlangenarten. Es gibt bislang kein einziges Mittel, das ein breites Wirkungsspektrum abdeckt.

Daher muss im Grunde gegen jede Schlangenart ein eigenes Mittel hergestellt werden. Importieren Länder in Afrika ein Gegengift aus Asien, das für asiatische Schlangenarten gedacht war, kann dessen Wirkung in Afrika oft nur minimal oder gar nicht gegeben sein.

Geringes Gefahrenrisiko in Deutschland

In Deutschland ist das Risiko auf einen tödlichen Schlangenbiss aber verschwindend gering. Es gibt nur zwei giftige Arten: die Aspisviper und die Kreuzotter.

Als Tourist in Risikogebieten kann man sich durch wenige Maßnahmen gut schützen: Man sollte niemals ohne festes Schuhwerk in die Büsche gehen und nicht bei Dunkelheit unbeleuchtete Wege nutzen. Bei Nacht hilft ein großes Moskitonetz nicht nur gegen Mücken, sondern versperrt auch Schlangen den Weg.