Glückliche Menschen weinen öfter - Frauen auch

Von Dörte Rösler
19. August 2014

Warum Menschen weinen, ist ein ungeklärtes Rätsel. Auch wenn Tränen ursprünglich nur dazu dienten, Schmutz aus dem Auge zu spülen, haben sie sich in der Evolution zu einer eigenen Kommunikationsform entwickelt. Die Forschung bringt jedoch immer wieder erstaunliche Fakten zutage - vom psychologischen Nutzen der Tränen bis zu deren biochemischer Wirkung.

Weinen ändert sich im Alter

Für Kinder hat Weinen eine elementare Funktion: wenn sie sich hilflos fühlen, kullern die Tränen. Statt Sprache setzen sie auf die flüssige Botschaft der Augen. Erwachsene weinen eher aus Empathie. Ob Freude oder Trauer - das Mitgefühl mit anderen rührt sie zu Tränen.

Tolerante Nationen fördern Tränen

Nach landläufiger Ansicht ist Weinen ein Ausdruck von Unglück. Nationale Vergleichsstudien belegen jedoch das Gegenteil: In wohlhabenden und toleranten Ländern weinen die Menschen häufiger als in autokratischen Staaten.

Wer keine Angst haben muss, seine Gefühle zu zeigen, lässt auch öfter den Tränen freien Lauf. Die größten Heulsusen leben in Schweden und Brasilien. Deutschland belegt Rang 3 der nationalen Tränenskala.

Frauen weinen öfter

Autoritäre Staaten sind ein Tränenblocker. Doch auch in China oder Ländern mit sozialer Ungleichheit weinen Frauen öfter als Männer. Aus weiblichen Augen fließen die Tränen viermal so häufig. Forscher nennen dafür vier wesentliche Gründe:

  1. Weinen bei Männern ist kulturell verpönter.
  2. Weibliche Hormone senken die Hemmschwelle für Tränen.
  3. Frauen erleben öfter Hilflosigkeit.
  4. Frauen sind im Alltag häufiger emotionalen Situationen ausgesetzt.

Hormone lassen Tränen fließen

Bis zur Pubertät haben Mädchen zumindest hormonell keinen Grund zum Weinen. Mit der vermehrten Ausschüttung des Botenstoffes Prolaktin nimmt jedoch die Tränen-Neigung zu. Am höchsten ist sie bei Schwangeren und in der Stillzeit.

Bei Männern dämpft das Geschlechtshormon Testosteron dagegen den Impuls zu weinen. Weibliche Tränen wiederum lassen den Testosteronspiegel von Männern sinken. Offenbar enthält die Tränenflüssigkeit chemische Duftstoffe, die das sexuelle Interesse reduzieren.