Graf, Fürst oder König - doch keine schnelle Karriere

Von Christine Krusberski
3. Juni 2014

Wissenschaftler verkündeten vor einiger Zeit, dass luxuriös klingende Nachnamen wie Kaiser oder König die Berufschancen verbessern. Her Möller und Herr Bauer müssen dagegen lange ackern, um die Karriereleiter zu erklimmen. Jetzt gestehen die klugen Köpfe, dass alles Unsinn ist. Auch Inhaber von Edelnamen machen keine schnelle Karriere.

Der Namenstriumph existiert nicht

Kürzlich berichteten die Forscher Raphael Silberzahn und Eric Luis Uhlmann im Fachblatt Psychological Science, dass ein Herr König oder eine Frau Graf beste Chancen auf einen Posten in Führungspositionen haben. Kollegen mit gewöhnlichen Namen wie Meier oder Kröger hätten es schwerer. Die Wissenschaftler hatten 223.000 Datensätze des Karrierenetzwerks Xing durchstöbert und ausgewertet.

Komplizierten Berechnungen zufolge sollten Personalchefs Herrschaften mit noblen Nachnamen bevorzugen. Jetzt folgte eine erneute Überprüfung der Studie und es stellte sich heraus: Alles Quatsch, der Namenstriumph existiert nicht.

Was ist daneben gegangen?

Silberzahn und Uhlmann räumen ein, dass sie sich bei ihren Studien verzettelt haben. Doch was ist daneben gegangen? Die eifrigen Wissenschaftler hatten elf nobel klingende Nachnamen und hundert der häufigsten deutschen Namen in ihre Analyse einfließen lassen. Über die Suchfunktion von Xing ermittelten sie, wie viele Leute mit Nachnamen wie Kaiser oder Graf in Führungspositionen arbeiten.

Der Fehler: Da adelig anmutende Nachnamen weitaus seltener sind als Müller oder Bauer, die Forscher aber nicht alle Namen von Angestellten als Parameter einbezogen und öffentlich Bedienstete ganz ausklammerten, wurde die Studie verzerrt. Silberzahn und Uhlmann erklärten, es sei ein komplettes Durcheinander entstanden, dass die Grafen letztlich auf die Pole-Position katapultierte.

Die beiden Wissenschaftler haben nun zusammen mit ihrem Kollegen Simonsohn eine neue Studie durchgeführt. Dieses Mal verglichen sie Nobelnamen mit eher selten vorkommenden gewöhnlichen Nachnamen. Das aktuelle Ergebnis beweist, dass Herr Baron die gleichen Karrierechancen hat wie Herr Färber - das nächste Bewerbungsgespräch bietet folglich beiden die gleichen Berufschancen.