Downshifting - immer mehr junge Erwerbstätige schalten einen Gang runter

Mit dem Downshifting wollen immer mehr Menschen einem Burnout vorbeugen und sich mehr auf sich selbst konzentrieren

Von Dörte Rösler
16. Juni 2015

Mehr Zeit für Familie, Hobbys oder soziales Engagement - viele Menschen schalten im Job einen Gang runter, um wieder in Einklang mit ihren eigenen Lebenszielen zu kommen. Während früher vornehmlich Männer ab Mitte 40 die Arbeitszeit verringerten oder Beförderungen ablehnten, um dem Burnout vorzubeugen, treten heute schon Berufsanfänger auf die Bremse. Downshifting nennt sich der neue Trend.

Raus aus dem Hamsterrad

Wer Karriere machen möchte, muss sich beruflich stark engagieren. In vielen Firmen heißt das: arbeiten bis zur Erschöpfung. Bei wichtigen Projekten sitzen die Mitarbeiter auch am Wochenende vor dem Bildschirm, die ständige Erreichbarkeit per Handy wird ohnehin erwartet.

  • Hobbys,
  • Familie und
  • Gesundheit

müssen zurückstecken.

Spätestens wenn sich gesundheitliche Probleme zeigen, beginnen die meisten Erwerbstätigen zu überlegen, wie sie aus dem Hamsterrad aussteigen können. Einige werden zu Downshiftern: sie

  • geben Führungsverantwortung ab,
  • reduzieren die Arbeitszeit oder
  • wechseln gleich ganz den Job.

Die frei verfügbare Zeit reduziert in aller Regel das Einkommen, wie Studien zeigen, sind Downshifter aber zufriedener.

Wer beruflich einen Gang herunterschalten will, sollte sich die Entscheidung jedoch gut überlegen. Singles können finanzielle Einbußen etwa leichter abfedern als Familien mit Kindern.

Und wenn die Arbeit wegfällt, sollte die Freizeit tatsächlich sinnstiftende Tätigkeiten bieten. Nur auf dem Sofa zu sitzen, macht die wenigsten Menschen glücklich. Erste Regel: keine Entscheidung unter Druck fällen.

Eigene Ansprüche prüfen

Stress verändert die Wahrnehmung und führt zu impulsiven Handlungen, die man im Rückblick bereut. Damit das Downshifting wirklich den gewünschten Effekt hat, sollte man zunächst Abstand zu den Problemen gewinnen. Statt einfach alles hinzuwerfen, hat es sich bewährt, erst mal einige Wochen freizunehmen und innerlich zur Ruhe zu kommen.

Aus der Distanz lassen sich Probleme und Ressourcen genauer erkennen. Auch die Meinung von Partnern oder Freunden ist wichtig.

Manchmal reichen schon einige Stunden weniger im Job, um glücklicher zu sein und berufsbedingte Krankheiten zu vermeiden. Eine Führungsposition aufzugeben, bringt zeitliche und psychische Entlastung.

Wenn sich herausstellt, dass ein radikaler Wechsel nötig ist, sollte dieser finanziell akzeptabel sein - auch im Hinblick auf die Absicherung im Alter. Der Anspruch, jetzt selbstbestimmter zu leben, kann sonst später zur Abhängigkeit von Partner oder Staat führen.