Gütesiegel statt Boykott: So können Menschen auf die Textilindustrie Druck machen

Von Nicole Freialdenhoven
23. Mai 2013

Durch die schweren Brandkatastrophen in Bangladesch ist billige Mode aus Asien ins Gerede kommen, denn vielen Menschen wurde zum ersten Mal deutlich, unter welchen Bedingung ihre Kleidungsstücke in Entwicklungsländern hergestellt werden. Neben Bangladesch sind Indien, China und die Türkei die wichtigsten Bezugsländer für Kleidungsstücke, die in deutschen Geschäften landen. Insgesamt wurden allein im vergangenen Jahr mehr als 1,17 Tonnen Kleidung aus 130 Ländern nach Deutschland importiert, die einem Gesamtwert von 25,8 Milliarden Euro entsprechen.

Ein Boykott würde die Arbeitsbedingungen in den Herstellerländern jedoch kaum verbessern, im Gegenteil: Würde niemand mehr Kleidung aus Bangladesch kaufen, würden gut 70 Prozent der dortigen Textilindustrie zusammenbrechen. Die Näherinnen würden ihre Arbeitsplätze verlieren, von denen sie häufig ihre gesamte Familie ernähren.

Auch ein Verzicht auf "Billigkleidung" wie Jeans für 9,90 Euro oder T-Shirts für 3,99 Euro würde nur teilweise helfen, denn in den meisten Fabriken wird für die gleichen Hungerlöhne auch teure Markenkleidung genäht: Mit dem einzigen Unterschied, dass die Markenhersteller wesentlich mehr an ihren Hosen verdienen, während die Näherin mit dem gleichen kümmerlichen Lohn nach Hause ginge. Wer konkret helfen will, sollte auf Gütesiegel achten, die die Einhaltung von Sozial- und Umweltstandards garantieren, zum Beispiel das GOTS-Siegel, ein weißes Hemd auf grünem Hintergrund.