Haben Kriminalität und Gewaltbereitschaft rein biologische Ursachen?

Von Frank Sprengel
4. Juni 2013

Diese vermeintlich gewagte These stellt zumindest ein Wissenschaftler der Universität von Pennsylvanien in seinem 496-seitigen Buch "The Anatomy of Violence: The Biological Roots of Crime" auf. In besagtem Buch werden sowohl eigene Erkenntnisse des Autors, der sich seit den 1970er Jahren mit der Gewaltforschung befasse, als auch Forschungsergebnisse anderer Wissenschaftler aufgeführt.

Diese Ergebnisse und Erkenntnisse würden laut Autor beweisen oder wenigstens nahelegen, dass nicht wie bisher angenommen das soziale Umfeld, sondern die Biologie für die Gewaltbereitschaft und kriminelle Energie verantwortlich wäre. Dabei seien zunächst die Gene, wie etwa das als Krieger-Gen bezeichnete MAOA, zu nennen.

Zudem hätten Untersuchungen aus den 1990er Jahren gezeigt, dass der Präfrontallappen der Großhirnrinde, der für planvolles Handeln und für die Impulskontrolle verantwortlich sei, bei Mördern eine niedrigere Aktivität aufweise. Außerdem sei das vegetative Nervensystem bei Straftätern gestört. Diese Faktoren führen dem Autor zufolge wiederum zu einem sehr langsamen Ruhepuls, der somit als Indikator herangezogen werden könne.

Zugleich räume der Wissenschaftler aber auch ein, dass weiterführende Versuche nahegelegt hätten, dass nicht die Biologie allein, sondern durchaus auch andere Faktoren dafür entscheidend sein könnten, ob jemand tatsächlich ein Verbrechen begeht. Zum Ende des an sich sachlichen Buchs hin verliert sich der Autor in jedoch Spekulationen darüber, welche Auswirkungen diese und potenziell folgende Erkenntnisse sowie der technologische Fortschritt, etwa beim Scannen von Gehirnen, auf die Prävention von Verbrechen haben könnten.