Harnstau auf der öffentlichen Toilette - viele Menschen können nicht, wenn andere dabei sind

Von Cornelia Scherpe
5. Juli 2012

Die Harnblase hat bei einem erwachsenen Menschen ein Fassungsvermögen von rund 500 Millilitern. Schon bevor sie voll ist, beginnt bei uns der Harndrang, damit wir den Urin möglichst schnell ausscheiden können. Wer gerade auf Arbeit oder beim Stadtbummel ist, der muss eine öffentliche Toilette aufsuchen. Doch bei manchen Menschen endet der Besuch des WCs damit, dass sie trotz voller Blase den Harn einfach nicht ablassen können. Der Mediziner spricht dabei von der psychischen Entleerungsstörung, auch "Paruresis" genannt.

Dieses Problem betrifft mehr Menschen als man zunächst annimmt. Da es sich hier aber offenbar um ein Tabuthema handelt, sprechen die meisten nicht gern darüber. Ärzten ist das Phänomen aber bekannt. Vor allen Dingen Männer haben oft Hemmungen, auf einer öffentlichen Toilette die Blase zu leeren. Es gibt zwei Gründe für diese Störung. Die einen bekommen eine psychische Blockade, wenn sie unter Zeitdruck stehen, etwa, weil bereits der nächste darauf wartet, die Toilette benutzen zu können.

Der zweite Grund: Man fühlt sich beobachtet und das hemmt. Obwohl es eine normale Körperfunktion ist, weckt das Urinieren bei manchen Menschen ein Schamgefühl und der dabei aufkommende Stress blockiert sie. Die Muskeln werden in beiden Fällen vom Gehirn aus im angespannten Zustand belassen, sodass es nicht zu einer Öffnung und damit auch nicht zum Harnlassen kommen kann.

Hilfe verspricht der Psychologe oder auch der Gang zu einer Selbsthilfegruppe. Übungen wie Meditation, autogenes Training und bewusste Auseinandersetzung mit dem Körper können die Blockade mit der Zeit ebenfalls lösen.