Heiliges Land, geteiltes Land - unterwegs in der Negev-Wüste in Israel

Von Nicole Freialdenhoven
11. Juni 2012

Die meisten Touristen, die das heilige Land auf der klassischen Rundreise besuchen, sehen wenig von politischen Alltag in Israel. Lediglich beim Tagesausflug von Jerusalem zur Geburtskirche in Bethlehem auf palästinensichem Gebiet werden sie von der Wirklichkeit des geteilten Landes eingeholt, wenn sie die Kontrollposten passieren und die israelische Schutzmauer sehen, die vor allem Deutsche an die Berliner Mauer erinnert.

Wer die Realität erleben will, bucht stattdessen eine "Bedouin Reality Tour", die von Jerusalem aus in die Negev-Wüste im Süden des Landes führt. In der rauhen Wüste gehen die Beduinen der Region noch immer ihrer traditionellen Lebensweise nach - oder versuchen es zumindest, denn auch hier ist die Teilung des Landes allgegenwärtig: Jüdische Siedlungen, mitten in die Wüste gepflanzt, verfügen über luxuriöse Neubauten, Geschäfte, Ärzte und Schulen, während die arabischen Beduinen in gesichtslose Betonsiedlungen verfrachtet wurden, in denen es häufig nicht einmal ein Gemeindezentrum gibt. Das Land, auf denen sie traditionell herumzogen und von der Schafzucht und Handwerksarbeiten lebten, wurde ihnen bis auf magere zwei Prozent weggenommen.

In den Siedlungen der Beduinen ist selbst fließendes Wasser Mangelware - von Schulen oder ärztlicher Versorgung gar nicht zu reden. Ungenehmigte Bauten werden von der israelischen Regierung mit Bulldozern niedergewalzt. Für die Touristen, die mit dem Reisebus aus Jerusalem kommen, ein verstörender Blick auf die Realitäten des Landes jenseits der Hochglanzprospekte vom Heiligen Land.