Hilfe für den männlichen Schopf - stoppt Koffein den Haarausfall?

Im Laborversuch hat sich Koffein als Helfer gegen Haarausfall erwiesen - ob er das auch im Alltag ist, bleibt fraglich

Von Dörte Rösler
15. Juni 2015

Wo der Verstand wächst, müssen die Haare weichen. Dieses Sprichwort hat schon unsere Großväter über die nachlassende Haarpracht getröstet.

Heute nehmen Männer den Haarausfall jedoch nicht mehr tatenlos hin. Pflegeprodukte mit Koffein versprechen wachsende Aktivität auf dem Kopf. Aber wirkt das Stimulanz wirklich?

Jeder dritte Mann beobachtet schon mit 30 Jahren den Rückgang seiner Haare. Mit 50 hat jeder zweite mindestens Geheimratsecken.

Entscheidend für die Fülle ist dabei vor allem die Funktionsfähigkeit der Haarfollikel. Bei der Geburt hat jeder Mensch rund 5 Millionen dieser kleinen Einstülpungen in der Kopfhaut. Darin steckt die Haarwurzel, aus der wiederum ein Haarschaft wächst.

Zwei bis sieben Jahre dauert dieses Wachstum, dann fällt das Haar aus. Täglich gehen so 100 bis 150 Haare verloren - im Frühjahr und Herbst tendenziell mehr.

Testosteron lässt Follikel schrumpfen

Neben Stress und bestimmten Krankheiten wirken sich auch männliche Hormone auf die Haarfollikel aus. Dabei zeigen die Haarwurzeln eine genetisch bedingte Überempfindlichkeit gegenüber DHT, einem Abbauprodukt von Testosteron.

Die Follikel verengen sich, bis nur noch dünne Härchen hindurchpassen. Am Ende sind sie so verkümmert, dass der farblose Flaum ausfällt, bevor er auf der Hautoberfläche sichtbar wäre.

Koffein wacht Haarwurzeln munter

Um Haarausfall zu behandeln, muss man die schädigende Wirkung von DHT stoppen. Als potentieller Helfer hat sich hier Koffein erwiesen - zumindest im Laborversuch. Unter dem Einfluss von Koffein begann das Haar wieder zu sprießen.

Allerdings: Der Koffein-Mix wirkte fünf Tage auf die Kopfhaut ein. Ob bei der täglichen Haarwäsche genug Wirkstoff zu den Haarfollikeln gelangt, bleibt deshalb fraglich. Tinkturen, die gezielt in die Kopfhaut massiert werden und dort eine Weile verbleiben, könnten effektiver sein.

Medikamente haben Nebenwirkungen

Wer sicher gehen will, dass die Haarfollikel gegen DHT geschützt sind, kann auch zu Arzneimitteln greifen. Der Wirkstoff Minoxidil wird wie Koffein-Tinkturen regelmäßig die Kopfhaut einmassiert. Die fertigen Lösungen sind rezeptfrei in der Apotheke erhältlich und wirken relativ sicher.

Noch effektiver sind Tabletten mit dem Wirkstoff Finasterid. Das Mittel blockiert die Umwandlung von Testosteron zu DHT und setzt damit direkt an der hormonellen Ursache des Problems an. Dafür riskieren die Anwender jedoch verschiedene Nebenwirkungen.

Einer von 100 Betroffenen entwickelt während der Einnahme von Finasterid etwa Potenzprobleme. Bei der Alternative "Haare statt Sex" entscheiden sich die meisten Männer dann doch für Koffein - schaden kann der Wachmacher jedenfalls nicht.