Hirndruckmonitoring nach einem Schädel-Hirn-Trauma bringt kaum etwas

Von Cornelia Scherpe
18. Dezember 2012

Eine aktuelle Studie aus Lateinamerika lässt viele Mediziner erstaunen. Dort hat man herausgefunden, dass die Messung des Schädelinnendrucks bei Menschen mit einem Schädel-Hirn-Trauma kaum etwas nutzt. Dabei ist dies hierzulande ein Standardverfahren, das bei jedem Betroffenen nur Anwendung kommt.

Man ist von diesem sogenannten Hirndruckmonitoring derart überzeugt, dass Studien, in denen Patienten ohne diese Methode überwacht werden, gar nicht zugelassen werden würden. In Lateinamerika ist dies allerdings anders, da dort die medizinische Versorgung in vielen Bereichen schlechter ist. Viele Krankenhäuser haben schlicht nicht die Ausstattung, um den Innendruck des Schädels bei allen Bedürftigen zu kontrollieren. Sie greifen daher als Notlösung auf Computertomographie zurück. Aller paar Tage wird ein CT der Patienten gemacht, um Druckveränderungen aufzuspüren. Doch diese Notlösung ist laut Studie nun gar keine solche mehr, sondern eine Methode, die ohne Risiko zum neuen Standard werden könnte.

Man arbeitete mit 324 Menschen, die nach einem Schädel-Hirn-Trauma in eine Klinik eingewiesen worden waren. Man teilte sie in zwei Gruppen auf, wobei die eine das moderne Screening bekam. Die übrigen wurden lediglich bei de Aufnahme und am zweiten und fünften Tag mit einem CT kontrolliert. Diese Kontrolle stellte sich jedoch als ausreichend heraus. Die Sterblichkeit lag nach einem halben Jahr in dieser Gruppe bei 41 Prozent. Jene, bei denen der Schädelinnendruck via Hirndruckmonitoring kontrolliert wurde, lagen mit 39 Prozent nicht wesentlich darunter.

Erfolgreich behandelte Patienten der CT-Gruppe konnten sogar früher nach Hause. Die anderen waren im Schnitt drei Tage länger auf einer Intensivstation.