Hohes Fieber beim Baby: Mit drei Tests schließen Ärzte eine schwere Infektion aus

In mehr als 90 Prozent aller Fieberfälle bei Babys werden unnötig Antibiotika verabreicht

Von Cornelia Scherpe
21. März 2019

Für Eltern ist es eine Alptraumvorstellung, wenn die Temperatur bei ihrem Säugling über 38 Grad Celsius steigt und das Kind sichtlich leidet. Eine schnelle Vorstellung beim Kinderarzt oder in der Notfallklinik soll schlimmere Ursachen ausschließen. Doch da man Babys nicht zu Schmerzen und sonstigen Symptomen befragen kann, ist die Diagnostik nicht so einfach. Es gibt einige Krankheiten wie eine Meningitis (Hirnhautentzündung), die schnell lebensgefährlich werden können und einige Kinderärzte entscheiden sich daher vorsichtshalber für die Vergabe von Antibiotika. In rund neun von zehn Fällen ist diese Maßnahme aber unnötig (und belastet den Kinderkörper), denn es lag am Ende doch keine schwere Infektion vor.

Eine Studie aus den USA hat mit 1.821 Säuglingen herausgearbeitet, mit welchen drei einfachen Tests die Ärzte nahezu immer eine schwere Infektion ausschließen können und es so in Zukunft weniger Antibiotika-Vergaben auf Verdacht geben muss.

Drei schnelle Tests schaffen Klarheit

Im ersten Schritt sollte eine Urinprobe genommen und auf Bakterien hin getestet werden. Stellt sich eine Harnwegsinfektion heraus, sollten Antibiotika verabreicht werden. Der zweite und dritte Test erfordern eine Blutprobe. In dieser wird zunächst nach den neutrophilen Granulozyten gesucht. Dies sind Immunzellen, die bei einer Infektion stark ansteigen. Bei einem Wert jenseits 4.090/µl ist ein Antibiotikum angemessen. Der letzte Test achtet im Blut auf den Procalcitoninwert. Er zeigt über 1,71 ng/ml eine Sepsis an und macht ebenfalls sofortiges Handeln nötig.

In der Studie konnten mit diesen drei schnellen Tests nahezu alle Babys zuverlässig diagnostiziert werden. Nur bei drei Säuglingen wurden die Infektionen nicht sofort erkannt. Es handelte sich zweimal um einen Harnwegsinfekt und einmal um eine Bakteriämie (enorm viele Bakterien im Blut).

Von den 1.821 Kindern mit Fieber jenseits der 38 Grad Celsius und der Vorstellung in der Notfallklinik waren nur 170 von einer ernsten Infektion betroffen. Das sind 9,3 Prozent, was im Umkehrschluss bedeutet, dass in 90,7 Prozent der Fälle Antibiotika umsonst vergeben worden wären.