Homeoffice für viele Arbeitnehmer auch eine Belastung

Wer von Zuhause arbeitet, ist häufiger einer größeren psychischen Belastung ausgesetzt

Von Cornelia Scherpe
18. November 2019

Für viele Arbeitnehmer klingt Homeoffice nach einer großartigen Alternative. Statt im Schnitt acht Stunden im Büro zu verbringen, kann bequem von Zuhause aus gearbeitet werden. Unternehmen ermöglichen es den Angestellten auf diese Weise, kostbare Zeit beim Pendeln zu sparen und in ruhiger Atmosphäre konzentriert zu arbeiten.

Doch Kritiker weisen immer wieder darauf hin, dass auch Heimarbeit Schattenseiten hat. Dabei geht es weniger darum, dass Arbeitnehmer das Vertrauen der Vorgesetzten missbrauchen könnten und Zuhause gar nicht arbeiten, sondern vielmehr um die Tendenz, in eine Form der Selbstausbeutung zu stürzen. Viele Arbeitnehmer wollen beweisen, dass sie wirklich produktiv sind und neigen schnell zu noch längeren Arbeitszeiten als im Büro. Zudem werden die gesetzlich festgeschriebenen Pausenzeiten nicht eingehalten und die Ruhezeit zwischen zwei Arbeitstagen (mindestens elf Stunden) unterschritten. Das Ergebnis sind psychische Belastungen, die höher als bei der klassischen 40-Stunden-Woche vor Ort sind. Konkrete Zahlen hierzu liefert eine aktuelle Studie aus Deutschland.

In Interviews wurden 2.000 Männer und Frauen befragt, die sich in einem Angestelltenverhältnis befanden. Die Forscher bildeten zwei Gruppen, sodass Menschen mit reiner Präsenzzeit denen mit Homeoffice-Tagen gegenüberstanden.

Psychische Belastungen durch Heimarbeit

Ob sie binnen der letzten zwölf Monate eine starke Erschöpfung wegen der Arbeit gespürt hätten, beantworteten 73,4 Prozent der Homeoffice-Gruppe mit einem Ja. In der Gegengruppe waren es nur 66 Prozent. Auch Gefühle wie Wut und Verärgerung gehörten häufiger zum Arbeitsalltag (69,8 versus 58,6 Prozent), ebenso Reizbarkeit und Nervosität (67,5 versus 52,7 Prozent).

Ein deutlicher Unterschied wurde zudem deutlich, als nach der Fähigkeit zum Abschalten nach Feierabend gefragt wurde. Wer Homeoffice macht, trug in 38,3 Prozent der Fälle Probleme mit in die Freizeit. Die übrigen Teilnehmer lagen nur bei 24,9 Prozent. Das dürfte an der fehlenden räumlichen Trennung zwischen Arbeitsplatz und Zuhause liegen. Es überraschte die Forscher daher auch nicht, dass 18,8 Prozent der Homeoffice-Arbeitnehmer sagten, Arbeit und Freizeit seien nicht gut zu vereinbaren. Nur 8,8 Prozent der Gegengruppe teilten dieses Problem.

Weniger Fehlzeiten im Homeoffice

Für die Unternehmen dürfte hingegen erfreulich sein, dass trotz stärkerer psychischer Belastung die Fehlzeiten im Homeoffice geringer ausfallen. Es waren nur 7,7 statt 11,9 Tage bei Präsenzzeit.