Hormone und das Posttraumatische Belastungssyndrom: wenig Östrogen macht anfällig

Ein Mangel an Östrogen hat bei Frauen negative Auswirkungen auf die Psyche

Von Cornelia Scherpe
14. Februar 2017

Die Östrogene zählen zu den Geschlechtshormonen und liegen bei Frauen in höherer Konzentration vor. Wie hoch der Östrogenspiegel bei jedem Menschen ist, hängt aber nicht nur vom Geschlecht ab. Viele Faktoren spielen zusammen und können auch bei Frauen zu einem Wert führen, der für das weibliche Geschlecht zu niedrig ist.

Das hat direkte Auswirkungen auf die Psyche, wie eine aktuelle Studie ergeben hat. Demnach sind Frauen mit zu wenig Östrogen besonders anfällig für das Posttraumatische Belastungssyndrom.

Krankheitsbild PTBS

Das Posttraumatische Belastungssyndrom, kurz PTBS, tritt bei manchen Menschen nach einem traumatischen Ereignis auf. Der Tod eines Angehörigen, das Erleben von Gewalt und ähnliche Erfahrungen jenseits der Normalität, bringen die Psyche an den Rand ihrer Belastbarkeit.

Beim PTBS erleben Betroffene auch nach dem Ende der bedrohlichen Situation immer wieder Gefühlsflashbacks. Akute Panik durch Erinnerungen und Alpträume tritt auf.

US-Forscher haben sich die Daten von 287 Frauen angesehen. Alle lebten in sozialen Brennpunkten und waren in ihrem Alltag sehr häufig mit Gewalt und auch Missbrauch konfrontiert. Die Teilnehmerinnen erklärten sich zu Blutproben bereit, mit denen die Forscher den Östrogenspiegel bestimmen konnten.

Die jüngeren Frauen hatten zyklusbedingte Schwankungen, wie es zu erwarten war. Ältere Teilnehmerinnen jenseits der Wechseljahre hatten einen vergleichsweise geringen Östrogenwert, was ebenfalls für die Menopause normal ist.

Niedriger Östrogenspiegel drückt auf die Psyche

Verglich man die Werte des Hormonhaushalts mit der aktuellen Stimmung, fiel ein deutlicher Zusammenhang auf. Nach den Wechseljahren und in bestimmten Zyklusabschnitten neigten die Frauen eher zu Angstgefühlen und depressiven Phasen. War der Östrogenspiegel höher, wirkte sich das stabilisierend auf die Psyche aus.

Genetische Analysen zeigten, dass besonders ein Gen (HDAC4) eine zentrale Rolle bei der Angstentwicklung spielt. Es wird in beängstigten Situationen dann aktiv, wenn der Östrogenspiegel niedrig ist. Ist er hoch, bleibt das Gen trotz unschöner Erfahrungen eher inaktiv.

Das könnte man nutzen, so die Forscher, um nach traumatischen Ereignissen das Risiko auf PTBS zu verkleinern. Die Patienten müssten dafür Östrogene verabreicht bekommen.